Eine spannende neue Krimi-Anthologie hatte nun im Beat Café Premierenlesung
Am 18.11. war es nun soweit und die neue Krimi-Anthologie, welche den Titel „(un)gelöst“ trägt und im KBV Verlag in der Eifler-Krimistadt „Hillesheim“ vor kurz erschienen war feierte große Lese-Premiere. Dafür wählten die beiden Buch-Herausgeber Christian Jaschinski und Robert C. Marley nachdem sie die 22 Kriminalfälle erkennungsdienstlich und kriminaltechnisch zusammengestellten hatten, die Kulisse des Beat Café.
Viele bekannte Krimiautoren waren live vor Ort und es wurde zum Textkonzert
Aus der reinen Premieren-Lesung mit bekannten und namhaften Autorinnen und Autoren wurde durch die Musik wieder eine Art „Textkonzert“. Viele der 22 Autorinnen und Autoren gewannen schon Krimi-Preise und denken sich in ihren eigenen Werken sehr perfide Morde aus und planen das perfekte Verbrechen. Dieses ist zwar sehr spannend aber reine Fiktion. In diesem Buch verschmilzt die Realität mit der Fiktion, da es um wirklich Fälle geht, die bisher selbst vom BKA, FBI und Scotland Yard bis heute nicht aufgeklärt werden konnten. Genau an diesem Punkt kommen nun die Krimiautoren ins Spiel und schufen sehr plastisch und super spannend ihre Falllösung, wie es gewesen sein könnte. Dabei wurde natürlich auch recherchiert und bei der Fall-Auswahl trägt auch irgendwie ein persönlicher Bezug oder ein Erlebnis dazu bei.
Für das Vorwort konnte Deutschlands bekanntester Profiler Axel Petermann gewonnen werden, der am Ende den (Un)gelöst-Autoren ein Lob für ihre Fantasie und den famosen Aufklärungserfolgen gratuliert. Nach einer Begrüßung der Zuhörer durch Christian Jaschinski ging es auch gleich musikalisch mit Jonas Pütz (Gesang und Gitarre) und Christian Jaschinski (Piano) los. Der Song war gerade zu Ende da betrat Mitherausgeber Robert C. Marley schon die kleine Bühne und kündigte die erste Autorin des abends an. Es handelte sich dabei um „Sabine Trinkaus“, welche an der Elbe aufwuchs und heute in Alfter bei Bonn lebt. Sie gewann schon wie Preise für ihre auch kriminellen Kurzgeschichten wie u.a, den Agatha-Christie-Krimipreis 2010.
Eine Axt, zwei Tote die zu unterschiedlichen Zeiten verstarben und am Ende ein überraschender Freispruch
Bei ihrem Fall ging es um die US-Amerikanerin „Lizzie Borden“ und die Zuhörer wurden zurückversetzt zum 4. August 1892. An diesem Tag geschah das Verbrechen wobei ihr Vater Andrew und ihre Stiefmutter Abbay durch mehrere Schläge mit einem axtähnlichen Gegenstand zu Tode kamen. Zu den Zeitpunkten nur das Dienstmädchen Bridget Sullivan und Lizzie Borden auf dem Anwesen. Sullivan gab bei der Polizei an, dass sie zum Tatzeitpunkt in ihrem Zimmer geschlafen habe, weil sie sich unwohl fühlte. Auch schien sie keinen Grund gehabt zu haben ihre Arbeitgeber zu ermorden.
Lizzie Borden, damals 32 Jahre alt und unverheiratet, hatte hingegen ein Motiv und ihre Aussagen waren zum Teil widersprüchlich. Sie gab an zum Todeszeitpunkt ihrer Stiefmutter im Erdgeschoss gewesen zu sein und nichts Außergewöhnliches gehört zu haben. Als ihr Vater getötet wurde war sie laut ihren Angaben in der Scheune der Familie Borden. Ihr zweites Alibi konnte jedoch von der Polizei widerlegt werden. Man stellte fest, dass die Scheune sehr staubig war und jeder, der sie betrat, Spuren hinterlassen haben müsste. Außer den Spuren der Polizeibeamten, die die Scheune untersuchten, waren jedoch keine weiteren zu finden. Es gab eine Verhandlung welche durch ihre Umstände und den freigesprochenen Urteilsspruch zu großer medialer Aufmerksamkeit sorgte.
Durch diesen Reim: „Lizzie Borden nahm eine Axt, Und schlug den Vater vierzigmal, Als sie sah, was sie getan, Die Mutter einundvierzigmal“ wurde der Fall auch durch die Kinder weitererzählt, wobei die jeweilige Anzahl der Schläge auch nicht der Wirklichkeit entsprach.
Eine Flugpionierin verschwand spurlos und was für einen Auftrag hatte sie wirklich?
Robert C. Marley hatte den mysteriösen Fall um die bekannte Flugpionierin Amelia Earhart mit in das Beat Café gebracht. Er wurde 1971 geboren ist Autor, Kriminalhistoriker, Goldschmiedemeister, Mitglied des Syndikats der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren. Seit seiner Jugend ist er ein Fan von Sherlock Holmes und Agatha Christie und hat in seinem Keller ein kleines aber auch feines Kriminalmuseum mit vielen tollen Originalen und Besonderheiten. Ihr plötzliches Verschwinden ist bis heute noch nicht geklärt. Mit ihr verschwand der Navigator Fred Noonan und auch ihr Flugzeug blieb bis heute verschollen. In seiner Geschichte spielt ein Funker mit dem Namen Mr. Peter Adams eine große Rolle. Im hohen Alter im Altersheim und umgeben von vielen dementen weiteren Bewohnern kam er mit einer Aushilfspflegerinmit dem Namen Mary ins Gespräch, da sie sein silbernes Flugzeugmodell bewunderte. Die kam das Gespräch auf Amelia Earhart , welche die Pflegerin aber gar nicht kannte.
Im weiteren Verlauf erzählte der alte Mann dann ihr seinen Geschichte bei einem Spaziergang im Park, da er auch der Meinung war, er würde hier beklaut und unbekannte Mächte würden ihn überwachen und abhören. Die Pflegerin schmunzelte noch, da ihr so ein Verhalten bei dementen Patienten bekannt war, aber trotzdem interessierte sie der Fall. Zum Abschluss, nachdem sie Mr. Adams wieder in sein Zimmer gebracht hatte, übergab er ihr ein zusammengeknülltes Taschentuch welches sie sicher verwahren sollte. Er war der Meinung, dass man genau dieses bei ihm suchen würde und er Angst hätte. Darin befand sich ein kleiner Schlüssel und eine Plakette von einer Bank. Abends schaute sie dann nach Feierabend im Internet und stieß dort auch auf den Namen eines jungen Funkers mit dem Namen Peter Adams. Dieser trug den gleichen Namen wie ihr Patient, den sie heute kennengelernt hatte. Am nächsten Tag war sie wieder in dem Heim, nur war alles anders als tags zu vor. Das Zimmer von Mr. Adams war leer, auch das Flugzeugmodell der „Lockheed 10 Electra“ einem zweimotorigen Ganzmetallflugzeug der Firma Lockheed.
Mit so einer Maschine war auch die Luftfahrt-Pionierin Amelia Earhart bei ihrem letzten Flug unterwegs. Auch war der Rollstuhl verschwunden, womit sie ihn durch den Park geschoben hatte, stand verweist am Fenster. Die Schränke waren alle leer. An der Information sagte man ihr dann, dass seine Familie ihn nach Hause geholt hätte, obwohl er ja wie sie durch seine Erzählungen wusste, gar keine Angehörigen mehr hätte. Es kam ihr alles sehr komisch vor und beim Gehen kamen ihr dann auch noch zwei schwarzgekleidete komische wirkende Männer entgegen. Wie der Fall nun wirklich endet bleibt hier aber offen.
Bekannte und sehr sympathische Moderatorin schreibt über einen Fall mit prominenten Verdächtigen
Besonders freute es die beiden Herausgeber, dass sich die bekannte Moderatorin (n-tv / NDR) aber auch Hessischer Rundfunk und ZDF bereit erklärt hatte nach Lemgo zu kommen. Die Rede war von Jule Gölsdorf die zusammen mit ihrer Mutter direkt von Aufnahmen in Köln ins Beat Café kam. 2012 wurde sie sogar mit dem deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet und schreibt seit einiger Zeit sehr sehr spannende Krimi-Romane. Ihr Fall spielte in ihrer Wahlheimat Frankfurt und war sehr bekannt.
Die Rede war von der bekanntesten Prostituierten Rosemarie Nitribitt, die durch ihren Tod 1950 bundesweit Berühmtheit erlangte. Ihr Todesfall ereignete sich am 1. November 1957 wo man sie mit einer Platzwunde am Kopf und Würgemalen am Hals tot in ihrer Wohnung in der Stiftsstraße 36 am Eschenheimer Tor fand.
Schnell stellte sich raus, das es viele prominente Verdächtige aus Politik und Wirtschaft gab. Hauptverdächtiger war aber ein Freund von ihr, der Handelsvertreter Heinz Christian Pohlmann. Es kam auch zur Anklage, aber das Gericht sprach ihn im Juli 1960 mangels Beweisen frei.
Die Stadt, die es ja eigentlich gar nicht gibt heißt „Bielefeld“ und dort war Graf Dracula aktiv
Jürgen Siegmann beleuchtete in seinem Fall ein etwas gruseliges Thema. Er wurde 1963 in Braunschweig geboren, arbeitete dort als freiberuflicher Fotograf und erhielt 1994 den begehrten Kodak-Preis für seine Portrait-Fotografien. Sein Krimi-Debüt lieferte er mit „Risse im Eis“, welcher nach dem klassischen Muster eines Kriminalromans geschrieben war. Es ging dabei um den „Vampir von Bielefeld“ der 1979 aktiv war. Alle seine Recherchen zu diesem Fall verliefen ins Leere. Es gab keine großen Zeitungsberichte, bis auf einen Artikel in der „Bildzeitung vom 17. Februar 1979 auf dem Titelblatt“. Auch Prozessakten gab es nicht mehr. Ein junger Mann, der noch bei seiner Mutter lebte wurde durch eine Latexmaske und Vampirzähnen zu Graf Dracula und suchte verflossene Geliebte auf, biss diesen dann in den Hals und einige kamen wohl auch zu Tode.
Eine Frau überlebte und konnte der Polizei auch sagen wo sie hinfahren mussten. Dort trafen sie ihn dann auch an, noch bekleidet mit der Maske und den Zähnen. Er verstand die Welt bei seiner Verhaftung nicht mehr und hatte wohl auch schon gar nicht mehr gemerkt, dass er noch die Maske trug. Für ihn war es wohl schon Realität geworden. Er führte auch noch an dass er ja hier nicht weg könnte, da er sich um seine kranke bettlägerige Mutter kümmern müsste. Als dann einer der Polizisten ihr Schlafzimmer betrat, machte er im schummerigen Mondlicht, das durch ihr Fenster fiel einen grauenhaften Fund. Was er gefunden hat wird hier aber nicht verraten.
Das elfte Steigeisen – spektakulärer Kunstraub von Gotha aus einer Barockschlossanlage
Mitherausgeber Christian Jaschinski beleuchtete dann zum Abschluss einen Gemäldekunstraub in Gotha, wo aber mehr Kunstwerke verschwanden als eigentlich der Dieb geplant hatte. Christian Jaschinski studierte in Paderborn und den USA Wirtschaftswissenschaften und arbeitet unter anderem als Dozent am Hanse Berufskolleg in Lemgo. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Fach- und Lehrbücher rund um das Thema Wirtschaftswissenschaften.
Sein Fall war der spektakulärste Kunstdiebstahl der DDR wo 1979 aus der imposanten Barockschlossanlage Friedenstein fünf Gemälde aus der Galerie „Niederländischer Meister“.
Nur eines der Gemälde (links oben) liegt komischerweise als Farbfoto vor, die Anderen existieren nur als schwarz-weiß Abbildungen. Wo die Werke sind, konnte bis heute nicht geklärt werden und daher ist auch unklar, wer sich daran erfreut. Aber auch da gibt es eine Falllösung, die man in dem spannenden Buch findet.
Durch die Mischung zwischen Lesungen und dazwischen immer wieder Musik, wurde der Abend zu einer Art Texkonzert
Zwischen den einzelnen Lesungen gab es immer wieder einen tollen Song performa von Jonas Pütz mit seiner Gitarre und Gesang, unterstützt von Christian Jaschinski am Piano. Darunter waren Eigenkompositionen, aber auch bekannte Stück und der James Bond Klassiker „Skyfall“. In einer kurzen Lesepause signierten gerne die anwesenden Autoren, die vor Ort gekauften „(un)gelöst Bücher und bei einem kühlen Getränk und Knabbereien war es ein spannender und sehr unterhaltsamer fast dreistündiger Abend in einer tollen Kulisse des Beat Café in Lemgo am Ende der Mittelstraße.
Butler haben zwar dem Volksmund nach eine weiße Weste, aber man kann sich auch irren.
Auch Uwe Voehl war bei diesem Buch mit von der Partie. Er ist als Krimi-Autor sehr bekannt, schreibt aber auch für andere Genre. Geboren 1959 lebt er in Bad Salzuflen und arbeitet nach einem Wirtschaftsstudium als Werbetexter und Schriftsteller. In den 1970ziger Jahren schreibt er schon Beiträge und Exposés für zahlreiche Romanheftserien. Seine Erzählungen und Kurzgeschichten wurden mehrmals mit Preisen ausgezeichnet. Sternenkinder erhielt 2007 den UTOPIA-Literatur-Preis, verliehen vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Aktion Mensch. In seinem Fall ging es um einen mordenden Butler und hieß „Gentleman`s Glimlet“. Dabei ging es auch um eine Hommage an den großen Geschichtenerzähler Edward John Morton Drax Plunkett, 18. Lord Dunsay.
Weiterhin ging es um Verbrechen, welche der Butler und Betrüger Archibald Thomson Hall alias Roy 1977 begangen hatte. In diesem Jahr tötete er in Nordengland & Schottland seine vier Arbeitgeber und seinen eigenen Bruder. Bei der Falllösung ging es dann um den Butler Charles Adams, der seine Stellung verliert, da sein Herr Lord Chesterfield seit einigen Tagen tot war. Seine Lordschaft hatte auch nichts zu vererben, da durch Trunk- und Spiesucht alles dafür Verwendung fand. So machte er sich dann auf die Suche und ob er pfündig geworden war und ggf. einen neuen Herrn oder jemanden Anderes gefunden hatte, wie auch eine neue Bleibe, wird hier aber nicht verraten. Auch wieder ein sehr spannender Fall, der sehr tief in menschliche Abgründe blicken ließ.
Krimiautoren hatten alle einen persönlichen Bezug zu ihrem jeweiligen Kriminalfall und fanden eine plausible und sehr spannende Lösung
Die jeweiligen Krimiautoren hatten immer einen Bezug zu dem von Ihnen ausgewählten Fall. Mal war es wie bei „Sabine Trinkaus“ eine Reise nach Amerika,wo sie von dem Kinder-Reim über Lizzie Borden von spielten Kinder hörte oder TV-Moderatorin Jule Gölsdorf, die seit einigen Jahren in Frankfurt lebt, fast täglich durch die Stiftsstraße fährt und daher der Fall um die Prostituierte Rosemarie Nitribitt auch schon beschäftigte. Bei Robert C. Marley kam der Bezug zur Fliegerei wohl durch seinen Vater und bei Jürgen Siegmann ist es die Stadt Bielefeld, die es ja eigentlich gar nicht gibt, er aber trotzdem dort seit vielen Jahren lebt. Auch fand er diesen Fall besonders spannend, da man dazu im Internet und auch sonst gar nichts findet und er so wohl mit am meisten Raum für eine logische Interpretation gab. So fand jeder der 22 bisher ungeklärten Fälle nun durch die Autoren auch eine etwas persönliche aber auch spannend zu lesende Lösung.
Infos zum Buch:
Das Buch hat 387 Seiten, kostet: 11,95 Euro, ISBN 978-3-95441-315-7
Bericht & Fotos: Andreas Leber – weitere Fotos siehe die dort angegebene Quelle / Link
Buchcover-Quelle: KBV-Verlag (Hillesheim / Eifel)