„Stattgespräch“ feierte Premiere mit der Komödie „Die Niere“ in drei Szenen von Stefan Vögel
Am vergangenen Freitag feierte die 66. Eigenproduktion „Die Niere“ große Premiere bei der freien Theatergruppe Stattgespräch im Lemgoer-Kulturbahnhof. Corona bedingt waren natürlich nicht alle Sitzplätze belegt und die Zuschauer musste auch die ganze Vorstellung über eine Maske tragen.
Ein Stück um Liebe, Erwartungen, Vertrauen, Hoffnungen, Eifersucht und Gewissensbissen
Der Autor Stefan Vögel wurde 1969 in Österreich geboren und packt mit seiner Komödie schon ein sehr heißes Eisen an. In der heutigen Zeit werden immer öfter Organe dringend benötigt und am häufigsten die Niere. Menschen müssen aber bis zu sechs Jahre auf eine Spenderniere warten und eine sogenannte Lebendspende birgt auch medizinische Risiken.
In dem aktuellen Stück baut Architekt Arnold demnächst in Paris den 26. stöckigen Diamond Tower mit 132 Metern Höhe. Dieser wird auch im weiteren Verlauf als „Phallus“-Symbol deklariert. Ein toller Grund mit seiner Frau Kathrin, die Pilateslehrerin ist und dem befreundeten Ehepaar Diana und Götz dieses groß zu feiern. Sowohl Kathrin als auch Arnold waren davor bei ihrer alljährlichen Vorsorgeuntersuchung und dabei stellte sich nun heraus, das Kathrin an einer Niereninsuffizienz leidet und dringend eine neue Niere benötigt. Hervorgerufen so Dr. Adler durch ein Migränemittel.
Dafür kommt zum Glück Ehemann Arnold in Frage, da er auch Blutgruppe „A“ hat. 20 Jahre sind Beide nun verheiratet, er hat aber gerade gar keine Zeit dafür und träumt von seinem Bau und hat auch große Angst vor der Organspende. Sie hat Erwartungen und Hoffnungen an ihn und es steht auch die Frage des Anspruchs im Raum. Dadurch das er nicht spontan sein kann wird aus der Liebesprobe eine Zerreißprobe.
Ganz anders sieht das der gute gemeinsame Freund Götz, der zufällig auch die gleiche Blutgruppe hat und sofort für eine Spende bereit wäre. Es entsteht durch die unterschiedlichen Charaktere auch viel Dynamik in diesem Stück. Seine Frau Diana, Apothekerin glaubt dabei aber auch noch ein Wörtchen mitreden zu müssen. Viele Emotionen, Verwirrungen, eventuelle Enttäuschungen seitens des Partners stehen im Raum. Was kann man von seinem Ehepartner in einer solchen Situation erwarten? Kann eine falsche Entscheidung den Prüfstand der langen Ehe ins wanken bringen?
Hitzige Diskussionen entstehen und es kommt so einiges ans Tageslicht womit beide Ehepaare nicht gerechnet hatten. Das Stück lebt auch von bissigen Pointen, welche auch zu Lachern im Publikum führten, obwohl es ja um ein ernstes Thema geht. Angeschnitten wurde auch zwischen Arnold und Götz das Thema „Organhandel“, was ja sehr erschütternd ist und auch heute noch in vielen armen Ländern Menschen dazu bewegen ihre Organe zu verkaufen.
Das beste Beispiel einer Nierenspende ist ja unser lippischer Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, welcher ja 2010 seiner Ehefrau Elke eine seiner für sie überlebendes wichtigen Nieren spendete. Arnold bangt um seine Gesundheit, seinen Traum vom Bau seines Hochhauses in Paris und seiner Firma. „Die Niere“ regt zum Nachdenken und zur schonungslosen Selbstbefragung an, ist sehr turbulent, wird im weiteren Verlauf zur Freundschaftsprobe und es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass am Ende wohl zwei Ehen in einem Scherbenhaufen liegen.
Hier noch einige weitere Fotos von der tollen Premiere:
Es spielen:
Kathrin, Pilateslehrerin : Kathrin Wolters
Arnold (Kathrins Mann), Architekt: Markus Mogwitz
Diana, Apothekerin: Doris Weiß
Götz (Dianas Mann): Frank Wiemann
Regie: Frank Wiemann
Weitere Termine unter: Spielplan – Theatergruppe Stattgespräch Lemgo (stattgespraech.de)
Bericht / Fotos: Andreas Leber (www.Handmadepixel.de)