Dank „Digitalprogramm WissensWandel“ ist nun auch die Lemgoer Papstbulle digital

Dank des Programms“WissenWandel“ des Deutschen Bibliotheksverbandes konnten zahlreiche Bibliotheken und Archive innerhalb „NEUSTART KULTUR“ davon profitieren. 10 Millionen Euro wurde für das vielfältige Kultur- und Bildungsangebot „digital“ bereitgestellt.

 

Blick auf das historische Stadtarchiv in Lemgo. Foto: A. Leber

 

Mit Spezialscanner sind nun alle 2000 Lemgoer-Urkunden bald ab 2022 online einsehbar

Davon fand auch für das Lemgoer Stadtarchiv eine Förderung in Höhe von rund 23.000 Euro statt. Ziel dieses Förderprogramms ist das vorliegende Archivgut interessierten Personen, ob für die Forschung oder die Suche nach Ahnen digital zugänglich zu machen. Es sei aber auch so Marcel Oeben, Leiter der des Stadtarchivs Lemgo, ein wichtiger Erhalt dieser Dokumente. Lägen sie einmal digital vor, könnte das Archivgut gut gelagert bewahrt werden, da man dann ja nicht mehr auf die Originale zugreifen müsste.

 

Hoch moderner Scanner-Arbeitsplatz für das vorhandene Archivgut. Foto: A. Leber

 

In Lemgo ging es erst einmal bei diesem Projekt um den vorliegenden Urkundenbestand., welcher rund 2000 Archivalien umfasst. Für das Fördergeld wurde ein moderner Spezialscanner angeschafft womit man alle im Archiv vorliegenden Dokumente digital bewahren kann. Archiv-Mitarbeiterin Britta Ledebur machte sich dann an die Arbeit, wozu das Tragen von weißen Handschuhen ständig Pflicht waren, um die kostbaren Urkunden für das Einscannen vorzubereiten. Jeder braune auf den ersten Blick unscheinbare Umschlag barg einen wertvollen Schatz. Die Kamera musste immer passend justiert werden und das Archivgut wurde nach dem vorsichtigen auseinanderfalten mit kleinen Magneten fixiert.

 

In diesem Findbuch sind alle 2000 Lemgoer-Urkunden verzeichnet. Foto: A. Leber

 

Dieses führte sie gerne der anwesenden Presse an einer Urkunde von Papst Bonifatius IX, in lateinischer Schrift aus dem Jahre 1390 vor. Besonders wichtig waren bei diesen Urkunden auch die wenn noch vorhanden Siegel, wobei bei vielen Urkunden sogar beide Seiten digital festgehalten wurden. Somit sind nun alle 2000 Urkunden aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit digitalisiert und schon sehr bald im kommenden Jahr auch im Internet abrufbar. Dank dieser Förderung womit ja der neue Scanner angeschafft wurde, konnte auch noch mit Frau Ledebur ein Werksvertrag abgeschlossen werden. Somit hat sie in den vergangenen Monaten alle vorliegenden Urkunden digital erfasst. Dieses war damit so nur möglich. Davor hatte das Stadtarchiv einen standardmäßigen DIN-A3-Flachbrettscanner genutzt.

 

Archiv-Mitarbeiterin Britta Ledebur richtet vorsichtig die Urkunde aus, nach dem sie auseinandergefaltet wurde. Foto: A. Leber

 

Archiv-Mitarbeiterin Britta Ledebur und Archivar Marcel Oeben präsentieren den modernen Arbeitsplatz. Foto: A. Leber

 

Dieses sei aber für die Urkunden nicht das richtige Gerät gewesen, so Oeben. Auch für Bücher würde man wiederum einen anderen Scanner benötigen und dieser aktuelle Arbeitsplatz sei für alle Belange nun ausgestattet. Ob kleine oder ganz große Urkunden, der komplette Bestand sei so nun digital. Die Älteste geht auf das 1245 zurück wo der Edelherr zur Lippe Bernhard III. aus Lippstadt Lemgo die Stadtrechte verleiht. Jüngere sind auch darunter wie die vom Papst. Darin geht es um die Gerichtsbarkeit, denn Lemgo hatte sich beim damaligen Kirchenoberhaupt beschwert, weil die kirchliche Gerichtsbarkeit bei einem Streit zwischen einem Bürger und dem Rat der Stadt Lemgo eine sogenannte Exkommunikation ausgesprochen hatte. Für Fachleute, welche dem Lateinischen mächtig sind, ein wirklicher Schatz und dann wohl ab Januar unter: www.archive.nrw und dann bald auch unter: www.monasterium.net abrufbar.

 

Die Papstbulle mit dem Siegel liegt bereit für das Scannen und somit die digitale Erfassung. Foto: A. Leber

 

Die Papstbulle von 1390 mit dem Siegel aus Blei statt aus Wachs liegt bereit für das Scannen und somit die digitale Erfassung. Foto: A. Leber

 

Heimatforscher oder Personen die gerne Familienforschung betreiben eine wichtige Anlaufstelle, da man in vielen Urkunden und weiteren Unterlagen auch Namen findet. Für viele Urkunden und Dokumente würde es sogar schon eine Art Abschrift geben, welche als Lesehilfe unerlässlich sei. Viele mittelalterliche Urkunden seien noch in Latein verfasst und später auf Niederdeutsch. Auch Nutzer seien da gerne bei der Mitarbeit gefragt. Wenn sie diese Urkunden oder Unterlagen lesen könnten und es noch keine Abschrift geben würde, könnten sie dann eine verfassen und somit weiteren Interessierten helfen in Form einer Art Inhaltsangabe. Das Lemgoer Stadtarchiv sei damit auch in der Region ein Vorreiter und weit vorne.

 

Archiv-Mitarbeiterin Britta Ledebur präsentierte der anwesenden Presse den neuen modernen Scanner-Arbeitsplatz und wie die 2000 Urkunden den Weg zur Digitalisierung gegangen sind. Im Hintergrund rechts: Lemgos-Archivar Marcel Oeben. Foto: A. Leber

 

Die Digitalisierung werde aber wohl nun noch weiter gehen, da es noch große Bestände an Fotos, Dias, Negativen und Plakaten geben würde, welche man gerne auch in der nächsten Zeit als Digitalgut anbieten möchte. Alles hätte damals 2015 mit Ratsprotokollen begonnen und nun gehe es zeitnah bald weiter. Wichtig sei dabei ja auch dass viele Berührungen dieser historischen Dokumente und Urkunden in Gefahr brächten. Das würde dadurch ja nun komplett wegfallen, was Stadtarchivar Marcel Oeben und Archiv-Mitarbeiterin Britta Ledebur sehr freute.

Bericht & Fotos: Andreas Leber (www.Handmadepixel.de)

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