Neueste Forschungen, Erkenntnis und Pläne über Schloss Brake in einem spannenden Buch

Aus der ehemaligen Burg Brake vor den Toren Lemgos wurde im Laufe der vielen Jahre ein stattliches vierflügeliges Wasserschloss. Alles dieses und noch viel mehr steht in der aktuellen druckfrischen Publikation: „Schloss Brake – Residenz der Edelherren und Grafen zur Lippe“.

 

Jörg Dünning-Gast, Vorsteher des Landesverbandes Lippe, Autor Dr. Heiner Borggrefe (stellvertr. Museumsdirektor und Frau Dr. Vera Lüpkes (Museumsdirektorin) präsentieren das neueste Werk über Schloss Brake und seiner damaligen Bewohner. Foto: A. Leber

 

232 starke Seiten mit vielen Illustrationen und auch noch passend zur Weihnachtszeit erschienen

Verfasst von Dr. Heiner Borggrefe, seines Zeichens Kunsthistoriker und stellvertretender Museumsdirektor des bekannten Werserrenaissance-Museums Schloss Brake. Dort ist seit 1995 auch sein täglicher Arbeitsplatz und somit hat er im Laufe dieser vielen Jahre natürlich viele Forschungsergebnisse sammeln können und diese stellt der Wissenschaftler nun gerne der interessierten Öffentlichkeit vor.

 

Autor Dr. Heiner Borggrefe, Frau Dr. Vera Lüpkes und Jörg Dünning-Gast. Foto: A. Leber

 

Über dieses sehr bekannte, prächtige und auch bedeutende Baudenkmal der Weserrenaissance wurde bereits viel veröffentlicht so zum Beispiel Otto Gaul, der bereits in den 1960ziger Jahren über das Schloss Brake und seine Baumeister schrieb. Auch ist dort ja heute der Sitz des Weserrenaissance-Museum Schloss Brake und des Landesverband Lippe. Die Anfänge der dortigen Gebäude gehen zurück auf die Zeit des Beginns der Herrschaft Lippe um 1190. Das Schloss Brake war somit die Residenz der Edelherren und Grafen zur Lippe. So residierte von 1282-1410 unter anderem Edelherr Simon I., Otto und Simon III. zur Lippe dort. Bedeutend auch heute noch sehr bekannt war Graf Simon VI. zur Lippe, welcher 1588-1613 dort lebte. Bei seinem umfangreichen Material für das Buch griff er auch auf verschiedene Archive zu und die vorliegenden Ereignisse archäologischer Untersuchungen und Grabungen in 1980ziger Jahren und der jüngsten Vergangenheit flossen genauso ein, so Dr. Borggrefe. Auf Grund dieser Daten hätte er dann lebensnahe Rückschlüsse ziehen können, was besonders auch das Leben der Edelherren zur Lippe betreffen würde.

 

Gemälde von Graf Simon VI. zur Lippe, was vor einiger Zeit den Weg zurück ins Museum fand. Foto: A. Leber

 

Dank zahlreicher historischen Abbildungen und Pläne, welche in diesem handlichen Buch auch zum ersten Mal veröffentlicht wurden, zeigen anschaulich die historischen Zusammenhänge um die Entstehung und Geschichte der ehemaligen Burg, die nach und nach zum Schloss wurde. Sehr spannend und verständlich dargestellt erfährt so der Leser die höfische Kultur. Der Autor rekonstruierte an Hand der Pläne die historischen Räumlichkeiten vom Keller bis zum Dachgeschoss. Dadurch kann man sich nun besser vorstellen wie das damalige Leben und der tägliche Ablauf am Hofe aussah.

 

Quelle: WRM Schloss Brake – Für solche Kleider war der Hofschneider zuständig.

 

Wo wohnte nun genau die gräfliche Familie? Wo befand sich die Schlossküche und wo war die Hofschneiderei? In welchem Teil des Schlosses lebten die Kinder, die lippischen Prinzessinnen und Prinzen und wo genau waren ihre Gemächer. Alle diese bisher noch offenen Fragen deckt nun diese neue Publikation auf. Doch damit noch nicht genug, werden am Beispiel der Tauffeierlichkeiten des Grafen Otto zur Lippe (1589-2657) die aufwendigen zeremoniellen Abläufe dieses Hoffestes vorgestellt. Besonders der Hofschneider hatte dort einen hohen Stellenwert, da Graf und Gräfin sich täglich ihre Kleider am Leib zusammen schneidern ließen. Bei seinen Forschungen sei er immer wieder auch erstaunt gewesen, wie sich das Schloss im Laufe der damaligen Zeit verändert hätte. Dabei seinen auch einige Highlights zu tage gekommen, womit man so nicht gerechnet hätte. So sei die Fassade des zweiten Palastes ähnlich einer italienischen Loggia gestaltet gewesen mit damals sogar noch zwei äußeren Gängen, statt heute einem.

 

Blick vom Hof auf den Flügel, welcher damals einmal wie eine italienische Loggia mit zwei äußeren Gängen gestaltet war. Foto: A. Leber

 

Der Drang zum damaligen Prunk als sehr repräsentativer Herrschersitz wäre auch damit bekundet, das ja enge Verbindungen zum Kaiser des römischen Reiches bestanden hätten. So war Graf Simon der VI. Zur Lippe in diplomatischen Diensten am Kaiserhof bei Kaiser Rudolf II. tätig und machte so seinen Weg zum Reichshofrat. Beide hatte viele gleiche und auch kostspielige Interessen wie Gemälde, Kuriositäten oder die Künste der Wissenschaft wie Alchemie oder Astronomie.

 

Kaiser Rudolf II. Quelle: Kunsthistorisches Museum Wien (Datei:Joseph Heintz d. Ä. 002.jpg – Wikimedia Commons)

 

So zeigte sich auch Jörg Dünning-Gast, Vorsteher des Landesverbandes Lippe begeistert von diesem neuen Buch, da er ja selber auch auf Schloss Brake residiert und er so die spannende Geschichte gut vermittelt sieht. Auch Museumsdirektorin Dr. Vera Lüpkes war davon sehr angetan und schlug sogar einen weiten Bogen, da dieses Buch nicht nur etwas für Lemgoer, Lipper oder Touristen wäre. Zur damaligen Zeit wäre ja die Weser ein wichtiger Handelsweg gewesen und daher die sogenannte damalige Autobahn. Über den Fluss wären viele Güter transportiert worden. Diese seien dann teilweise von Bremen nach ganz Europa gegangen. Ob Glas, Keramik oder der bekannte Obernkirchener-Sandstein. Aber wohl auch Güter nach Prag zum Kaiserhof. Somit war die Weser eine Art Lebensader und dieses belegen viele Zolllisten. Auch Weinlieferungen gab es über diesen Wasserweg womit die Edelherrn zur Lippe dort in Brake dann ihre rauschenden Feste feierten.

 

Buchcover: „Schloss Brake – Residenz der Edelherren und Grafen zur Lippe“. Foto: A.Leber

 

Dieses informative und unterhaltsame Buch ist nun an der Museumskasse (Weserrenaissance-Museum Schloss Brake) dienstags bis sonntags zum Preis von 8,95 Euro oder auch im regionalen Buchhandel erhältlich.

Bericht & Fotos: Andreas Leber (www.DerLemgoer.de)

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