150 Jahre freiwillige Feuerwehr Lemgo – ein großer Grund das Ehrenamt groß zu feiern

Dieses Jahr wird die freiwillige Feuerwehr Lemgo 150 Jahre alt. Eine sehr lange Zeit, wo ehrenamtlich aktive Kräfte tagtäglich für die Bürger im teilweise auch sehr schwierigen und belastendem Einsatz sind. Dieses sollte wie vor einiger Zeit bei einem Pressetermin berichtet wurde natürlich auch zur Freude von Bürgermeister Dr. Reiner Austermann und Stadtbrandinspektor Klaus Wegener ganz groß mit der Bevölkerung gefeiert werden.

 

Feuerwache am Regenstorplatz in Lemgo – Foto: A. Leber

 

Leider macht aber nun Corona einen Strich durch die geplanten Jubiläums-Aktivitäten 2020

So waren Wettkämpfe, eine Blaulichtparty in der Phoenix-Contact-Arena und eine große Oldtimer-Ausstellung auch schon zum Strohsemmelfest geplant. Dieses wäre am vergangenen Wochenende gewesen. Leider sind aber nun bis Ende Oktober alle Großveranstaltungen komplett abgesagt. So fand auch in der Kirche St. Nicolai der Jubiläumsgottesdienst natürlich nicht statt. Per Sondergenehmigung kann daher in Lemgo die freiwillige Feuerwehr aktiv sein und es wird keine Berufsfeuerwehr benötigt. Diese Erfolgsgeschichte begann am 17. Juni 1870 mit einer Gründungsversammlung und in dieser langen Zeit wurden aus den Helfern wahre und tatkräftige Experten.

 

Hist. Löschspritze in der Feuerwache. Foto: A. Leber

 

Dafür sorgen auch die regelmäßigen Lehrgänge und natürlich auch die Arbeitgeber und Familien, sonst wäre so eine ehrenamtliche Tätigkeit gar nicht möglich. Vor der Gründung der Lemgoer Wehr waren wie in vielen anderen Orten auch die Bürger eine Art Feuerwehrmann. Jeder hatte einen ledernen Löscheimer zu Hause und war somit bei einem Brand verpflichtet dem Nachbarn in der sogenannten Bauernschaft zu helfen Eine Ausbildung dafür gab es damals natürlich auch noch nicht und von diesen Ereignissen bis heute mit sogar einem kleinen Ausblick in die Zukunft findet nun jeder interessierte Bürger in einer großen Festschrift mit über 220 bebilderten und sehr gut und spannend recherchierten Seiten.

 

Stele Papenstraße: Bick auf die die Feuerwache, Schlauchturm und Stadtpalais um 1900. Repro-Foto: A. Leber

 

Stele Papenstraße: Steigermannschaft 1906 – Reprofoto: A. Leber

 

Daraus wurde ein richtig dickes Buch mit rotem Einband und geprägter Schrift. Darin erfährt der Leser die Entwicklung, besondere große Einsätze, die einzelnen Wehren in den Ortsteilen und natürlich auch die Jugendfeuerwehr, denn der Nachwuchs ist in der heutigen Zeit sehr wichtig und nötig. 2000 Exemplare wurden davon bei Druckerei Bösmann in Detmold gedruckt und entstand mit durch die LZ-Lokalredaktion (Lemgo) und der MediaWerkstatt (Layout), die sich räumlich im Schloss Brake befindet. Bei einer kleinen Feier in der Fahrzeughalle fand nun die Präsentation der Chronik im Rahmen eines Dienst-Appell statt. Dabei gab es natürlich von vielen Seiten großes Lob, besonders natürlich von Bürgermeister Dr. Reiner Austermann, der versprach die „zünftige Party“ werde noch nachgeholt. Es wurde ein kleiner Film gezeigt, es gab vorab schon einen tollen farbigen Wandkalender und zusammen mit der Jugendfeuerwehr wurde in der Papenstraße am Standort der ersten Feuerwehr (nun Hotel Stadtpalais) eine neue Stele enthüllt.

 

Jugendfeuerwehr präsentiert die enthüllte Stele beim Stadtpalais in der Papenstraße. Foto: Freiwillige Feuerwehr Lemgo

 

Stele Feuerwehr – Papenstraße – Foto: A. Leber

 

Stele Feuerwehr – Papenstraße – Foto: A. Leber

 

Die Jugendfeuerwehr hatte diesen Moment ganz in Feuerwehr-Manier mit Leiter, Schlauch und Jubiläumssandsack in Szene gesetzt. Die Jubiläums-Chronik informiert aber auch den Leser, dass die Geschichte der Lemgoer Wehr aber auch sehr eng mit der Stadtgeschichte verknüpft ist. So zeigt die eine Seite der Stele auch die Geschichte des Feuerwehrmann Ernst Frenkel zur NS-Zeit.

 

Der jüdische Feuerwehrmann Ernst Frenkel – Stele: Reprofoto: A. Leber

 

Stele Papaenstraße: Louis und Ernst Frenkel waren Teil der Mannschaft, welche man hier zusammen mit ihrer Magirus Automobilmotorspritze 1927 sieht. Reprofoto: A. Leber

 

Ein sehr einschneidendes Erlebnis für Lemgo: Brand der Synagoge am 10. November 1938. Stele – Reprofoto: A. Leber

 

Er wurde ja leider später aus der Wehr ausgeschlossen, deportiert und sogar ermordet. So hat leider nicht jede Geschichte am Ende ein erfreuliches Happy End. Es geht um die Technik, Kommunikation und viele interessante Hintergründe die zeigen, dass die Lemgoer Wehr unentbehrlich in der Alten Hansestadt Lemgo ist. Diese Chronik gibt es beim Feuerwehrhaus am Regenstorplatz kostenlos, so lange der Vorrat reicht. Es ist auch wohl im kommenden Jahr eine digitale kostenlose Version E-Book-Version geplant. Klaus Wegener betonte auch an dem Abend, dass die geplanten Events nur aufgeschoben seien und sobald Corona vom Tisch wäre irgendwie noch stattfinden würden. Gegen Corona würde ja die ganz moderne Ausrüstung der Lemgoer Wehr nichts ausrichten können.

 

Das Modell der Autospritze der FF Lemgo hat StBI Klaus Wegener durch Vermittlung seiner Tochter Kathrina, die in der Entwicklungshilfe tätig ist, zum 150sten Jubiläum der Wehr in einer limitierten Kleinserie in Madagaskar anfertigen lassen. Quelle:

 

Der Blick ging aber an dem Abend auch Richtung Zukunft, wo es natürlich in weiteren 100 oder sogar 150 Jahren noch eine Feuerwehr geben würde. Auch als Ort wo sich Menschen oder genauer Kameraden treffen, austauschen, ggf. auch einmal feiern und natürlich Leib und Leben für ihre Mitmenschen auf Spiel setzen, so Klaus Wegener bei seiner Rede. Dabei spiele natürlich die immer aktuelle Technik, welche ja auch Thema in der Jubiläums-Chronik sei, eine Rolle. Die Technik können man kaufen, gute Feuerwehrleute aber nicht, so betonte er weiter.

 

Stadtbrandinspektor Klaus Wegener präsentiert zusammen mit Rolf Schamberger (Leiter des Deutschen Feuerwehrmuseums Fulda) die dicke Jubiläums-Chronik. Quelle:

 

Deswegen möchte man mit dem Jubiläumsbuch auch das Interesse für die freiwillige Lemgoer wecken. Rolf Schamberger, Leiter des Deutschen Feuerwehrmuseums in Fulda war auch vor Ort und lobte die fantastische Arbeit, das Jubiläum und natürlich das Jubiläumsbuch, welches auf einem hohen Niveau verfasst worden sei. Er selber habe auch dafür einen Beitrag geschrieben, mit dem Thema: „—–“. In seiner Fachbibliothek befänden sich ca. 9000 Festschriften und die Aktuelle aus Lemgo würde zu den fünf besten zählen.

Bericht / Fotos: Andreas Leber

Weitere Fotos: sie angegebene Fotoquellen / Freiwillige Feuerwehr Lemgo

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