Das Landestheater Detmold lässt mit dem Musical „Pauline“ die Fürstin wieder auferstehen
Zu Lebzeiten war sie eine starke Frau welche in sehr jungen Jahren schon wusste was sie wollte. Sie war sehr ehrgeizig und hatte ein großes Herz für die Armen in der damaligen Gesellschaft. So regierte sie ja 18 Jahre lang stellvertretend für ihren Sohn Leopold II. zur Lippe das Fürstentum Lippe und hinterließ weit über unsere Grenzen hinaus einen großen positiven Eindruck.
Passende Kostüme, tolle Schauspieler, Sänger und super Songs begeisterten das Publikum
Das Landestheater hat seit 2018 ja an diesem Stück gearbeitet, welches zum 200. Todestag 2020 im Schlosshof gespielt werden sollte. Dann kam es ja durch Corona alles anders, aber die Freude bei allen Beteiligten war nun groß, dass man das Musical „Pauline“ nun doch im Innenhof des Landestheaters auf die Bühne bringen durfte. Am vergangenen Freitag fand nun im ausverkauften Hoftheater die Premiere statt, welche begeistert vom Publikum gefeiert wurde. Einen Tag später erlebten dann auch wieder rund 100 Zuschauer die erste Vorstellung. Vor Beginn erlebte das Publikum noch einige wenige Text und Gesangsproben, bis es um 19.30 Uhr dann mit ihrer Zofe Fräulein Biedersee, gespielt von Brigitte Bauma, begann.
So erklang von der Bühne „Ach Gottchen, ach Gottchen“, da der Geist der ehemaligen Zofe, welche Pauline immer zur Seite stand nun als Schlossgespenst ein Bündel Briefe der Fürstin Pauline verzweifelt suchte. Sie war sich über die Existenz sehr sicher und die Suche beschäftigte sie auch immer wieder. Aber hauptsächlich war sie Bindeglied zwischen den Akten und fingierte als Erzählerin. Mal als Geist, woran man Fräulein Biedersee an den Schriftfetzen auf ihrer Schütze erkennen konnte, aber auch als reale Person.
Mit sehr dramatischer Musik, Glocken und Schritten begann das Musical 1779 im Schloss Ballenstedt wo die junge Pauline ein Buch las und mit einem Stoffelefanten spielte. Da traten auch das erste Mal an dem Abend die Schloss Spatzen gesanglich auf. Danach folgte ihr Vater Friedrich Fürst von Anhalt-Bernburg der seine junge Tochter immer „Paulchen“ rief. Sehr energisch wies sie aber ihren Vater trotz der besseren Schießkünste darauf hin, dass sie ja Pauline sei. Da zeigte sich schon ihr Ergeiz und ihre Stärke, welche Pauline im Alter von 13 Jahren auch bei der Übernahme einiger Amtsgeschäfte bewies. So wurde da schon der Weg für ihre spätere Regentschaft geebnet.
So überraschte sie auch einen Jungen beim Diebstahl von Kartoffeln. Da Pauline erfuhr, wie arm seine Familie sei, überliess sie dem Jungen seine Beute.
Immer wieder begeisterte der Gesang und die Musikstücke aus der Feder von Andreas Jören, obwohl leider am Anfang die Musik etwas zu laut war und man das Gefühl hatte, dass die Schauspieler / Sänger da gegen ansingen mussten. Weiter ging es 1788 mit dem ersten Besuch von Leopold I. zur Lippe, welchen Pauline aber nicht mochte, was sie gesanglich gegenüber ihrer Zofe Fräulein Biedersee ausdrückte.
Am Ende siegte aber doch die Vernunft und es kam zur Heirat von Pauline und Leopold I. in Ballenstedt 1796. Davor nutzte man aber in der Zeit 1789-1790 die Geisteskrankheit Leopolds I. nach dem Tod seines Vater aus, wo er bildlich dargestellt auch einige Urkunden unterschrieb. Die Geburt der beiden Söhne Leopold II. und Friedrich 1796/1797 war ein weiterer wichtiger Abschnitt in ihrem spannenden Leben.
Einschneidend wurde es 1802 wo Pauline Fürstin zu Lippe dann die Amtsgeschäfte stellvertretend für ihren Sohn übernehmen musste, da ihr Mann Leopold I. verstarb.
Mit der Bekanntgabe des Todes und einem Landtag stand ab da die Schauspielerin Silke Dubilier als regierende Pauline auf der Bühne. Die junge Pauline wurde fantastisch von der Schauspielerin Annina Olivia Battaglia verkörpert. Beide präsentierten aber eine starke Frau und zu erkennen waren sie an ihren blauen fast gleichen Kleidern.
Die neun weiblichen Schlossspatzen glänzten seitlich und auf der Bühne gesanglich und wurden gekonnt in das Musical immer wieder integriert. 20 Stücke aus der Feder von Musiker und Komponist Andreas Jören wie ja die Texte von Johannes Jordan ließen auch durch die Kostüme und Tänze eine lebendige Zeitgeschichte entstehen.
So spielte auch die Kutschfahrt, samt umkippen auf dem Weg nach Paris eben so eine Rolle wie die Begegnungen mit Josefine, welcher Pauline viel zu verdanken hatte. Durch sie gab es in Deutschland den ersten Kindergarten und sie sorgte auch dafür, dass Pauline 1807 von Napoleon empfangen und angehört wurde.
Da gab es auch eine etwas rockigere Nummer wo der sonst verschlossene Napoleon sogar E-Gitarre symbolisch spielte und er wohl in Erinnerung an Corona die Musiker mit einer roten Schutzmaske aufforderte leise zu seien. So lockerten viele kleine Momente das große Ganze immer wieder heiter auf. Zum Ende hin blieb Lippe unabhängig. Dafür musste Pauline aber viele Soldaten in den Krieg und leider auch in den Tod schicken.
Pauline übergab 1820 die Regentschaft an ihren erstgeborenen Sohn Leopold II. Der als eine der ersten Vorhaben das Hochfürstliche Lippische Hoftheater bauen liess.
Die Einweihung erlebte Pauline aber leider nicht mehr, da sie im Dezember 1820 an einer schweren Lungenvereiterung verstarb. Besonders beeindruckte der Song: „Pauline Fürstin für die Armen“, welcher einige Male an dem Abend präsentiert wurde.
Zum Abschluss erlebte das Publikum dann noch den Geist der Fürstin Pauline, welche mit einer Briefkassette den Geist der Zofe Fräulein Biedersee besuchte. Somit wurden die Briefe doch noch am Ende gefunden und enthielten Liebesbriefe vom ehemaligen Sekretär Johann Heinrich Wippermann aus Lemgo.
Mit ihm wollte Pauline im Schloss Schieder den Lebensabend verbringen. Da aber beide verstarben kam es leider nicht mehr dazu.
Noch einige Male wird dieses Jahr das Familien-Musical „Pauline“ im Innenhof (Hoftheater) des Landestheaters gespielt. Da das Interesse wohl sehr groß sei, sollte man nicht zu lange warten und sich eine oder mehrere Karten sichern.
2021 wird das Musical aber fortgesetzt, wie auch weitere Veranstaltungen rund um den 200. Todestag von „Pauline“. Beim Landestheater sind durch Corona viele Stücke abgesagt worden. Trotzdem war es eines der ersten Theater in NRW die auch im großen Haus die Spielzeit unter besonderen Bedingungen wieder aufnehmen durften.
So wird im großen Haus ab 23. Juni die Komödie „Alte Liebe“ in einer speziellen „Coronaversion“ gezeigt.
Auch die Fortführungen der Abonnements sei nun wieder bald möglich. Ab der kommenden Spielzeit kann ab 1. Oktober 2020 es da nach einer technischer Umstellung weiter gehen. Kündigungsfrist für Abos wird daher auf den 15. September festgelegt und der Verkauf von Abonnements beginnt ab August.
Bericht: Andreas Leber und Fotos (siehe Quelle)
Fotos: Lippisches Landestheater Detmold / Marc Lontzek (Probenfotos)