Sebastian Krumbiegel Front-Sänger der „Prinzen“ war wieder einmal zu Gast in Lemgo
Vor 10 Jahren war er schon einmal in der Alten Hansestadt Lemgo zu Gast. Damals sogar für zwei Benefiz-Konzerte zusammen mit seinen Bandkollegen als „Prinzen“ zu Gunsten der dortigen Sanierung der St. Nicolai-Kirche. Nun ist der sympathische Musiker und Sänger auf seiner Solo-Tour durch Deutschland mit seiner eigenen musikalischen Lesung.
In der Kirche „St. Nicolai“ sprach er über seinen Einsatz gegen Rechts, sein Leben in der DDR und natürlich die Musik
Dabei machte er auch wieder Halt in Lemgo in „St. Nicolai“ und auf Einladung der VHS Detmold-Lemgo und dem Hausherrn Pfarrer Dr. Andreas Lange kam der 52-jährige auch gerne wieder ins Lippische. Im Gepäck hatte er sein im März 2017 erschienenen Buch „Courage zeigen“ woraus er erzählte, las und alles zusätzlich zwischendurch am Klavier mit verschiedenen Songs untermalte. Begrüßt wurde er von Dr. Evelyn Tegeler, stellvertretende Leiterin der VHS Detmold-Lemgo und natürlich Dr. Andreas Lange.
Sebastian Krumbiegel freute es besonders, dass unter den rund 150 Zuschauern auch 21 Schülerinnen und Schüler der Lemgoer Realschule waren, die sich im Rahmen des Projektes „No“ als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ sehr dafür engagieren.
Er begann gleich musikalisch mit dem Song „Ich schrob ein Buch“ und führte so schon einmal in sein geschriebenes Werk ein. Teils humorvoll, aber auch ernstere Momente gab es dann im weiteren Verlauf des tollen Abends. Auch adelte er den Ort mit dem Zusatz: „Hier in der Nicolaikirche wäre es fast so geil wie in der Hamburger Elbphilharmonie aufzutreten“. Es ging um sein Elternhaus, seine Großeltern wo sein Großvater Sologeiger des Gewandhausorchesters und seine Großmutter Opernsängerin war.
Dadurch wurde sein musikalischer Weg schon etwas geebnet. Aber auch seine prägende Zeit in der DDR und sein erster großer Song im Alter von 20 Jahren mit dem Titel: „Ich bin der schönste Junge der DDR“ kam in dem Buch vor und erklang auch kurze Zeit später live gespielt und gesungen in der Kirche und zu dieser Zeit gab es schon die „Herzbuben“-Band. Einschneidend auch der Mauerfall, wo er sich als einer der vielen Gewinner sah. Durch den Rückzug als „Herzbuben“ hat sie buchstäblich geadelt und nach der Wende zu „Prinzen“ gemacht. Nach dem Mauerfall eroberten sie als erste erfolgreiche kommerzielle Popband aus dem Osten die jugendlichen Fans und mit ihren Songs ein Millionenpublikum. Zu diesem Zeitpunkt waren sie mehrfach in Hamburg im Studio. Dort trafen sie dann nicht nur Annette Humpe, sondern auch Rio Reiser und sogar Udo Lindenberg. Dieser zog dann mit den Jungs auf der Reeperbahn los und hätte alles für sie bezahlt. Dort entstanden die ersten bekannten Songs: „Gabi und Klaus“, „Millionär“ und der „Mann im Mond“, die dann im Radio rauf und runter liefen.
Die Prinzen begleiteten auch 1992 als Gast auf Tour von Udo Lindenberg und da sei es alles andere als geordnet abgelaufen. Es wäre alles sehr chaotisch gewesen und Udo wäre neben vielen schrägen Vögeln der Obervogel gewesen. Aber auch seine Zeit von 1976 bis 1985 im Thomanerchor und die dortigen Reisen ins Ausland nach Tokio wo er u.a. seinen ersten Softporno sah, da der Automat auch die DDR-Münzen annahm oder die ersten alkoholischen Erfahrungen mit sowjetischen Champagner. So bat er auch viel Lustiges, aber die wohl verhasste Armeezeit sparte er komplett aus. Später berichtete er dann über eine weitere Begegnung mit Udo Lindenberg, der 2014 für ein Stadionkonzert in Leipzig war. Er durfte ihn am Klavier begleiten, musste sein Klavier aber selber damals mitbringen. In diesem Zusammenhang spielte er auch einige Songs von Udo wie: Sie spielt „Chello“, was bei den Zuhörern super ankam.
In der Pause verkaufte er dann seine Bücher, Musik-CDs und gab auch gerne Autogramme. Danach ging es mit der Lesung weiter, obwohl der musikalische Teil überwog. Sebastian Krumbiegel ist Leipziger durch und durch und seit übe 20 Jahren setzt er sich auch gegen Rechtsextremismus ein. Offen, ehrlich sprach der „Prinzen“-Sänger über seine Ängste, aber auch über Schuld und Vergebung. Dabei meinte er einen besonderen Vorfall den ihn und einen Freund selber betroffen hatte. Im Jahr 2003 wurden Beide in einem ihm bekannten Park in seiner Nachbarschaft in Leipzig mit Reizgas überfallen und schwer verprügelt. Beide Täter wurden gefasst und kamen auch vor Gericht. Einer der beiden Täter suchte später dann noch seinen Kontakt und hatte sich bei ihm entschuldigt. Der Andere ist heute noch sehr aktiv trotz mehrjähriger Haft als strammer Nazi unterwegs und er habe ihn kürzlich erst wieder in einem Fernsehbeitrag gesehen.
Auch deshalb aber auch als Anlehnung an das Leipziger Courage-Festival 1998, welches einen Nazi-Aufmarsch verhinderte schrieb er das Buch was ja autobiografisch und sehr sozialkritisch sein Leben auch auf nachdenklich Art erzählt. Zum Abschluss verriet er dann noch, dass er mit seinen „Prinzen“ 2019 zu einem Kirchenkonzert nach Detmold kommen würde. Der Termin stehe schon fest, es wäre der: 27. September 2019 und zwar in der Christuskirche um 19.30 Uhr. Sobald es dazu weitere Infos gibt, wird man sie dann hier lesen können.
Hier findet man noch eine kleine Galerie vom tollen Abend:
Bericht & Fotos: Andreas Leber (www.DerLemgoer.de)