Die Lagenser „Krimi Klassik“-Premiere fesselte die Zuhörer mit spannenden Geschichten
Rund 80 Teilnehmer hatten sich in der neuen Stadtbücherei im Herzen der Innenstadt von Lage eingefunden. Sie warteten schon mit großer Vorspannung auf den Ablauf des Abends. Durch verschiedene farbliche Tickets fanden sich dann so vier Gruppen zusammen, die mit einer Führerin sich dann ins dunkel der Nacht aufmachten. Jede der Gruppen hatte ein anderen Ziel, welches aber immer wieder zu Mord, Totschlag, Täuschung, List oder sogar zu gruseligen Momenten führte.
Vier Autoren entführten an verschiedene Schauplätze in der Innenstadt von Lage
Hauptsächlicher Mitveranstalter dieses neuen spannenden Projektes war der Förderverein der Stadtbücherei, welche zusammen mit Kriminalkommissar Joachim H. Peter, als Ideengeber aber auch als teilnehmender Mitautor für pure Spannung und Abwechselung sorgten. Die Führerinnen mit ihren passenden Lichtern und Umhängen informierten auch im Vorfeld die Gäste über den jeweiligen Autor, gaben Infos zu den Geschichten und den jeweiligen Autoren.
So erwartete Robert C. Marley als Dr. Watson mit seiner Story: „Der sterbende Detektiv“ im historischen Rathaus, welche kurzerhand zur Baker Street 221B wurde, die Gäste.
Er hatte ein ganz besonderes Highlight für die Besucher mitgebracht. Sherlock Holmes bekannter Geigenspieler und die passenden musikalischen Klänge setzte „Joanne O’Linn“ mit ihrer Geige fantastisch um. So hörte man bereits draußen und auch auf dem Weg nach oben in den historischen Sitzungssaal bereits die anlockenden Klänge.
In seiner Story ging es darum, dass Sherlock Holmes wohl auf dem Sterbebett läge und dieses seinem engen Freund Dr. Watson auch fantastisch herüber brachte.
Am Ende überführte er so wieder einmal einen Verbrecher.
Hier hier findet man unter folgendem Link die ganze Geschichte als Hörbuch:
https://www.youtube.com/watch?v=vP9ppq7-IeM
Vier Tatorte und auch vier Autoren bzw. genauer gesagt Ermittler, ein spannendes Konzept, welches in der Zuckerstadt Lage voll aufging. Alle vier schufen für sich eine eigene historische Atmosphäre, um spektakuläre Fälle und sogar Morde aufzuklären. Neben Robert C. Marley waren an diesem Abend noch Anja Husemann, Nico Fellmer und Joachim H. Peters mit dabei. Sehr szenisch und darstellerisch setzten die vier Ermittler den Stoff super um und boten dafür auch immer wieder einmalige Kulissen. Nach dem ersten Fall ging es dann für die Gruppe weiter hinter die Kirche ins dortige Gemeindehaus.
Noch verschlafen im Schaukelstuhl mit Wohnzimmerlampe und liebevoll gedecktem Tischchen mit Tee und Plätzchen löste dann Anja Husemann in ihrer Rolle als die „Queen of Crime“ Agatha Christie zusammen mit ihren Gästen den „Mord im Pfarrhaus“.
Dazu findet man unter folgendem Link auch ein kostenloses Hörbuch:
https://www.youtube.com/watch?v=uwCUcUc0WUs
Noch ganz beseelt von der Atmosphäre und den Infos vorab zur Schriftstellerin Christie mit vielen News zu ihrem Leben und ihren Büchern ging der Fußmarsch weiter durch das Dunkel der Innenstadt zum dortigen Bürgerhaus. Dort versetzte Joachim H. Peters in seiner Rolle als Edgar Allan Poe bei nur sehr wenig Licht durch einige Kerzen und einer kleinen Tischlampe die Zuhörer nach Venedig zur Zeit des Karneval.
Edgar Allan Poe schrieb und publizierte diese Erzählung 1846 und in der Rolle des Ich-Erzählers lockte er den verhassten Fortunato, der sich noch für Montrésors Freund hielt, während des Karnevals in die Gewölbe unter seinem Palazzo und mauert ihn dort als Rache für erlittene „tausendfältige Unbill“ lebend ein. Als Köder diente Montrésor ein Fass Amontillado, das dort unten angeblich auf die beiden Kenner wartete und begutachtet werden müsste. Immer, wenn Fortunato mitzukommen zögert, erwähnte Montrésor Luchresi, einen anderen Freund, den er ja auch um sein Urteil bitten könnte. Das genügte, um Fortunato in die mörderische Falle zu locken.
Was Fortunato dem Ich-Erzähler Montrésor angetan hatte, blieb aber zuerst im Dunkeln. So gegen Ende der Erzählung bekamen die Zuhörer mit, wie die Nische Stein für Stein zugemauert wurde und er so bei lebendigem Leib begraben wurde. In der Erzähung erwähnte Montrésor auch sein Familienmotto „Nemo me impune lacessit“ („Niemand kränkt mich ungestraft“ oder auch „Niemand greift mich ungestraft an“). Eine sehr beklemmende Geschichte vom Großmeister des Horrors wozu auch der anstrengende Weg hinunter in die Gewölbe mit seinem immer wieder an den Wänden glitzerndem Salpeter beitrug.
Zum Nachhören findet man hier auch die ganze Geschichte als kostenloses Hörbuch in deutscher Sprache:
https://www.youtube.com/watch?v=G49ZrMWCdqI
Der letzte Tatort hatte es wirklich dann in sich. Ein etwas längerer Fußmarsch führte die Gruppe aus der Innenstadt hinaus zu einem verlassenen Parkplatz, der mit Polizei-Absperrband einen Linienbus beherbergte.
Auch dieser Bus, wo beide Türen geöffnet waren, hatte überall Absperrbänder mit der Aufschrift „POLICE LINE DO NOT CROSS“. Das Businnere war nur sehr spärlich erleuchtet und darin bewegte sich in einem weißen Spurensicherungsanzug gekleidet Vorleser Nico Fellmer.
Er las seinen Text aber nicht nur vor, sondern brachte ihn sehr sprachlich mit Gesten wieder, wobei er immer wieder durch den sehr kalten Bus schritt und mal vor den Zuhörern oder auch dahinter stehen blieb. Seine Story hatte den Titel: „Endstation für neun: Ein Kommissar-Beck-Roman“ und war von den beiden Autoren: „.Maj Sjöwall“ und „Per Wahlöö“. Ein echter Schweden-Krimi wo die beiden Streifenpolizisten Kvant und Kristiansson spätabends von einem Passanten auf einen Doppeldecker-Bus aufmerksam gemacht wurden, der neben der Straße, an einen Zaun geprallt, da stand.
Im Bus fanden sie ein Bild des Grauens vor: offenbar war hier ein Geistesgestörter am Werk gewesen. Neun Menschen fanden sie niedergeschossen vor, nur einer davon war noch am Leben. Einen der Ermordeten erkannten die Polizisten wieder, es handelte sich dabei um Åke Stenström, einen jungen Beamten der Kriminalpolizei aus dem Team von Kommissar Martin Beck. Ein spannender Fall begann und es stand die Frage im Raum, wer war zu einer solchen Bluttat fähig? Es musst herausgefunden werden, wem nun der Anschlag mit der Maschinenpistole überhaupt gegolten hatte.
Alle Insassen mussten identifiziert werden, aber bei einem Passagier war das Gesicht nicht mehr zu erkennen. Alle Nachforschungen konzentrierten sich daher auf die Identifizierung des Unbekannten. Es tauchen im weiteren Verlauf Rauschgiftgeschäfte auf und auch ältere Fälle spielen wohl bei der Lösung eine wichtige Rolle. Doch am Ende löst Kommissar Beck den Fall und klärt auch auf, wem der Anschlag galt und genau warum er überhaupt passierte. Ein spannender Fall, der in der kalten Atmosphäre des Busses sehr authentisch herüberkam.
Dazu findet man hier weitere Infos, aber leider kein kostenloses Hörbuch. Dieses kann man aber unter folgendem Link käuflich erwerben:
http://www.krimi-couch.de/krimis/maj-sjoewall-per-wahloeoe-endstation-fuer-neun.html
https://www.audible.de/pd/Krimi/Endstation-fuer-neun-Kommissar-Martin-Beck-4-Hoerbuch/B0167P2A2M
Mit dem packenden Ereignis „Krimi-Klassik“ bot die Stadtbücherei Lage und ihr Förderverein am Freitag, 24. November, in der Zuckerstadt einen spannenden Abend zum schaurig-schönen Gruseln, aber auch zurück in die historische Kriminalliteratur-Geschichte. Bei diesem Erfolg wird es ja bestimmt im kommenden Jahr eine Fortsetzung geben und ggf. setzt sich dieses neue Krimiformat ja auch in anderen historischen Städten durch und somit werden diese dann auch zu besonderen Tatorten.
Ein sehr facettenreicher Abend, der im Bürgerhaus mit warmen Glühbier der Privatbrauerei Strate aus Detmold und leckeren Schmalzbroten endete.
Auch da sorgte „Joanne O’Linn“ zusammen mit ihrem Mann für einen tollen musikalischen Abschluss.
Bericht / Fotos: Andreas Leber (www.DerLemgoer.de)