Der „Recyclinggarten“ auf dem Gelände des Umweltzentrum Heerser Mühle e.V.

Die Heerser Mühle im Bad Salzufler Ortsteil Schötmar wurde bereits 1358 erstmals urkundlich erwähnt. Bis zum Jahre 1869 mussten alle umliegenden Höfe zwangsweise ihr Korn hier mahlen lassen. Die dortige Wassermühle, die einst einmal dem Fürsten zur Lippe gehörte, ging erst 1919 in den Besitz des Freistaats Lippe über.

Ein mystischer Ort, an dem Natur und „Abfall“ eine anschauliche Symbiose eingehen

Leider brannte 1925 die Mühlenanlage fast vollständig ab, und die Stadt Schötmar errichtete dann auf dem Gelände am Flüsschen Werre ein Turbinenkraftwerk. Anfang der 1970er Jahre wurde es dann aufgegeben. Nach dem Verlust des Staurechts wurde 2008 das große Wehr abgerissen und die jetzige Werre-Brücke erbaut. Seit nun vielen Jahren ist dort das Umweltzentrum Heerser Mühle e.V. mit vielen ehrenamtlichen Helfern tätig und bietet durch verschiedene Veranstaltungen und Events einen ganz besonderen Blick in die schöne heimische Natur.

So bieten sich auf dem großen Gelände für die Besucher viele Einblicke in die Natur und Tierwelt der Region. Seit 2004 gibt es dort aber auch einen kleinen eingezäunten Bereich, der nicht als Spielplatz ausgewiesen ist. Die damalige Idee kam von dem Musiker Theóphile Bonhert, der Kontrabass an der Musikschule Freiburg studierte. Er spielte in verschiedenen Ensembles und Orchestern wie dem SWR-Orchester Baden-Baden, und 2002 erhielt er eine Stelle in der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford. Seitdem galt sein großes Interesse dem ökologischen Gartenbau, und so entstand durch ihn der „Recyclinggarten“, der nun auch vom Leiter des Umweltzentrums Ulrich Kaminsky gehegt, gepflegt und weiter ausgebaut wird.

Theóphile Bonhert schuf verschiedene zusammengeschweißte Schrott-Skulpturen, Pflasterwege mit Mosaiken aus Alltagsgegenständen, man findet Fahrradreste, einen Betonmischer oder in die Bäume aufgehängte sogenannte „Windgongs“. Auch findet man durch Ulrich Kaminsky dort Köpfe aus Ton, die einem mal aus einer Toilette anblicken oder in einem Käfig, der hoch auf einem Pfahl steht, aufgehangen sind.

Diese Skulptur nennt er „Unartig“ und erinnert damit als gebürtiger Münsteraner an die St. Lamberti Kirche, wo ja in luftiger Höhe die sogenannten „Wiedertäuferkörbe“ außen angebracht sind.

Auch einen mit Gummireifen oder Kunststoffrohren eingepackten Baum findet man dort. Auf dem Boden kann man bei seinem Weg auch auf einem Schild lesen „Unbefugtes Betreten des Gebäudes und Außenanlage des Kindergartens ist untersagt“. Wo mag dieser Kindergarten einmal gewesen sein?

Führte dieser mystische Weg mit seinen körperlosen Tonköpfen und den großen Skulpturen mit ihren Forkenhänden einst eventuell als Abkürzung dahin, wo kam einmal der Trabi her, der nun einen großen Stein beherbergt und worin sich die Natur in Form eines Baumes wieder ihren Freiraum sucht? Es ist ein Garten in ständiger Bewegung, in dem Zersetzungsprozess und die Dynamik der (Zurück)Eroberung bereits seit Längerem eingesetzt hat. Aber für kleinere Kinder könnte ein solcher Weg als Abkürzung zu ihrem geliebten Kindergarten auch bedrohlich und angsteinwirkend gewirkt haben, da dieser dortige wohl kurze Pfad von einem Tor zum anderen zu einem plötzlichen unendlichen Weg mit vielen Gefahren werden könnte. Kommen sie wirklich alle auch sicher am Ziel an oder holt sich der Garten eines der Kinder?

Dieses könnte als Anreiz ein Wink für den in Bad Salzuflen lebenden Autor Uwe Voehl gedacht sein, der demnächst in diesem Garten eine Kurzgeschichte entstehen lässt. Bekanntlich bestehen wir Menschen ja zu einem großen Prozentanteil aus Wasser, und genau dieses benötigt ja die Natur dringend zum Überleben. Daher kann man nur hoffen, dass niemand vom rechten Weg abkam und alle sicher ihr Ziel erreicht haben!

Viele Krimi-Fans kennen Uwe Voehl durch die seit Jahren sehr beliebten dortigen Events, wozu auch „Morde im Grünen“ gehört, dass nun sogar zum ersten Mal in einer Doppelbesetzung am 15. August Nachmittags und Abends in der tollen Freiluftarena mit drei bekannten Autoren über die Bühne geht.

Dass auch bei Hochzeiten oder sogar im Urlaub Morde passieren, werden dann Uwe Voehl, Ralf Kramp und Carsten Sebastian Henn in einer Art „Krimi-Comedy“ den vielen Zuhörern beweisen. Für die Nachmittagsvorstellung gibt es auch noch Karten, daher sollte man sich dieses besondere Event nicht entgehen lassen.

Die spannende Kurzgeschichte von Uwe Voehl über den „Recyclingarten“ auf dem Gelände der Heerser Mühle wird man dann auch bald hier bei „DerLemgoer“ lesen können. Diese hier gezeigten Fotos entstandenen bereits zusammen mit dem Autor vor einigen Tagen bei einem interessanten und spannenden Rundgang.

Bericht/Fotos: Andreas Leber