Ein Märchen und zugleich das bekannteste Ballett „Schwanensee“ zu Gast in Lemgo
Es ist ein überragendes Meisterwerk voller Poesie, Anmut und Eleganz und wurde von Peter Iljitsch Tschaikowsky zwischen 1875-76 komponiert. Die Uraufführung fand dann am 20.02.1877 in Moskau im Bolschoi-Theater statt. Es wurde damals aber zu einem völligen Reinfall, da die Choreographie miserable war. Ein klassisches Ballett, welches sehr bekannt ist und durch Tschaikowsky`s Musik und die ausdrucksstarken und genau auf den Punkt getanzten Szenen sehr lebendig war.
Das Russische Nationalballett war am 29.12.16 zu einem Gastspiel in der Lipperlandhalle
Bei dem Titel „Schwanensee“ stellte man sich vor seinem geistigen Auge viele schöne und auch zierliche Tänzerinnen in weißen schimmernden Tutus, umrahmt von weißen Federn und Spitzentanz vor. Viele Ballettkritiker loben dieses Werk, welches ja seit über 100 Jahren unangefochtener Popularität erfreut und auch wirklich ein überragendes Meisterstück war. Der richtige Anfang und Erfolg fand erst 1894 in St. Petersburg im Rahmen einer dortigen Gala zu Ehren des Komponisten statt. Durch eine neue Choreographie von Marius Petipa und Lew Iwanow setzte sich dieser erste Erfolg weiterhin durch.
Besonders Marius Petipa verstand es das russische Ballett zu verkörpern und legte auch sein Herz und seine Seele mit in die Waagschale. Lew Iwanow wurde mit dem zweiten Akt dann zum entscheidenden Wegbegleiter des sinfonischen Ballett`s. So verkörperten Beide auch die Botschaft Tschaikowsky`s von der Kraft der Liebe, die den Tod überwindet, indem sie sich für den Geliebten aufopfert. Für den ersten und dritten Akt zeigte sich Marius Petipa und für den zweiten und vierten Akt Lew Iwanow verantwortlich. Das Märchen über den noblen Prinzen, der sich in ein Traumwesen verliebte, ist heute noch so aktuell und trifft daher immer noch den Zeitgeist.
Die Schwanenprinzessin, welche nur durch wahre Liebe vom Bann des bösen Zauberers Rothbart (Maksim Gurtovykh) erlöst werden konnte war der Kern dieser Geschichte bzw. Märchen`s. So ist es normalerweise eine Ballettaufführung in vier Akten wobei man auch öfters von drei Akten spricht, da sich der Vierte vielfach variiert. Der gestrige Abend in der Lipperlandhalle sollte auch laut Ankündigung unter dem Zeichen einer Märchenerzählerin mit dem Namen „Jeannie“ stehen. Diese sollte die rund 500 Zuschauer in die Vorstellung einführen und zu den jeweiligen Szenen und Akten Hintergrundinfos liefern. Dieses fehlte zwar, tat der Aufführung aber keinen Abbruch sondern werte die Vorstellung sogar noch auf, da nur schönes klassisches Ballett mit teils auch wunderbaren Kostümen dargeboten wurde.
38 russische Tänzerinnen und Tänzer sind nun schon seit 15 Jahren als erste von Russland anerkannte Ballett-Tournee-Gruppe über die Weihanchtszeit in ganz Deutschland und Europa unterwegs.
Alles begann nach Einspielung der bekannten musikalischen Klänge mit dem ersten Akt und der ersten Szene. Darin gab die Königin (Oskana Mokeeva) als Anlass der Volljährigkeit ihres Sohnes und Prinzen Siegfried (Timofey Fedorenko) ein großes Fest. Sie gab ihm aber auch zu verstehen, dass es jetzt Zeit würde sich eine Frau zu suchen. An diesem Fest nahm auch der Mentor und Freund von Prinz Siegfried (Timofey Fedorenko), Benno (Iakolev Mikhail) teil. Dafür wollte seine Mutter einen Tag später auch einen großen Ball veranstalten und den Abend davor zog Siegfried sich nachdenklich in den Schlosspark zurück und sah dort den Zug wilder Schwäne am Himmel.
In der nächsten Szene fanden sich die Zuschauer bei Mondlicht am Ufer des Schwanensee`s wieder wo der Prinz sonderbares Treiben beobachtete. Dieser See lag schon im Königreich des machthungrigen Zauberers Rothbart (Maksim Gurtovykh) und es zogen Schwäne über das Wasser die von einem wunderschönen weißen Schwan (Abramova Anastasiia) der eine Krone trug angeführt wurde. Der Prinz wollte schon mit seiner Armbrust anlegen doch da verwandelte sich um Mitternacht die weiße Schwanenkönigin in Prinzessin Odette (Abramova Anastasiia). Siegfried (Timofey Fedorenko) fühlte sich vom ersten Moment von ihr angezogen und als sie ihn sah erschrak sie erst und wollte fliehen.
Der Prinz konnte sie aber beuhigen. Odette erzählte ihm dann von dem bösen Zauber, der nur gebrochen werden könnte, wenn ein Mann ihr in der Zeit wo sie menschliche Gestalt hätte, ewige Treue schwören würde. Siegfried versicherte ihr seine Treu und bat sie nächsten Tag auf den Ball zu kommen. Odette konnte die Einladung aber nicht annehmen, da sie den Bannkreis des Zauberers nicht verlassen konnte.
Beim Gehen schwör der Prinz ihr noch einmal seine Treue und beide Liebende verließen die Lichtung. Damit endete in Lemgo der erste Teil und es fand eine rund 20 minütige Pause statt.
Nach der Pause erfolgten erst wieder musikalische Klänge, die dann den zweiten und dritten Akt von „Schwanensee“ einleiteten. Besonders sehenswert waren bei diesem Ballett auch die vier kleinen Schwäne, die in der Lipperlandhalle von Anna Seregina, Tatiana Alpidovskaia, Olga Pavlovich und Maria Viyuk verkörpert wurden. Der zweite Akt begann dann beim Schloss mit der Brautschau wo verschiedene Bräute aus Polen, Russland und Italien gekommen waren.
Auch begeisterte der Hoffnarr (Konstantin Dunaev) mit seinen Sprüngen und Tanzeinlagen. Der Prinz konnte aber nur an seine Prinzessin Odette (Abramova Anastasiia) denken.
Plötzlich erschien auf dem Ball auch der Zauberer Rothbart (Maksim Gurtovykh) der von seiner als Odette verkleideten Tochter Odile begleitet wurde. Siegfried fiel auf den Schwindel rein und lies sich täuschen. Er erkannte nicht, dass es sich bei Odile eigendlich um die falsche schwarze Schwanenkönigin handelte. So schwör er ihr die Treue und brach damit seinen ersten Schwur und dadurch mußte Odette nun für immer ein weißer Schwan bleiben. Der Zauberer verlies danach triumphierend den Ball und zu diesem Zeitpunkt erkannte Siegried erst seinen schweren Fehler.
Im dritten und letzten Akt dieses Abends siegte dann aber doch noch das Gute über das Böse. Odette klagte zwar über die verratene Liebe, verzieh ihrem Siegfried aber, der gekommen war, um sie um Vergebung zu bitten. Aber der Treuebruch konnte nicht mehr ungeschehen gemacht werden.
Wütend erschien dann der Zauberer und es kam zu einem Kampf den der Prinz Siegfried am Ende gewann. Damit erlosch auch die Macht Rothbart`s und der Bann war gebrochen und somit siegte die Liebe über das Böse.
Aus der Ferne wirkte alles mit einer gewissen Leichtigkeit und sehr viel Eleganz, obwohl dahinter sehr Training und wahre Körperbeherrschung gehörte. Nur durch diese athletische Strenge ist so ein Event möglich, was den Zuschauer in diese magische Welt der Schwerelosigkeit und Poesie eintauchen lies.
Dazu trug die Ausdrucksstärke der Tänzerinnen und Tänzer bei, wofür das Russische Nationalballett aber auch sehr bekannt ist. Somit war es ein wunderbarer Ballettabend der beim Lemgoer Publikum sehr gut ankam und daher auch immer wieder mit Applaus und einem sehr langen Schluss-Applaus belohnt wurde.
Hier noch eine kleine Galerie mit weiteren Fotos:
Bericht & Fotos: Andreas Leber (www.DerLemgoer.de)