Ein berühmtes Werk, das zu Tränen rührt trotzdem aber Trost spenden soll in Lemgo aufgeführt
Von 1857 bis 1859 war Johannes Brahms in Detmold als Chorleiter tätig. Weiterhin gab er Klavierunterricht und es entstanden bereits seine ersten Werke. Im Mai 1859 zog er dann nach Hamburg und seine Schaffenszeit ging weiter. Bekannt wurde der damals erst 35 jährige Brahms aber durch sein berühmtes „Deutsches Requiem“.
In der St. Nicolai-Kirche erklang am Sonntag Johannes Brahms „Ein Deutsches“ Requieum op. 45
Dieses verfasste er aus Texten seiner eigenen Bibel und er hoffte damals daraus eine Art Ganzes zusammenzubringen. Dieses ist ihm wirklich gelungen. An diesem Kompositionsprojekt arbeitete er sehr lange und ließ auch immer wieder auch seine Muse Clara Schuhmann daran teilhaben. Er lernte Robert und Clara Schuhmann in Düsseldorf kennen. Sie hatte sich europaweit als Pianistin Ruhm erworben und zeitweilig lebten Beide in Düsseldorf auch im selben Haus. Brahms verehrte sie und war auch in die damals 14 Jahre ältere Clara verliebt. Der Tod seines Freundes Robert Schuhmann 1856 und seiner Mutter fast zehn Jahre später haben ihn vermutlich bewegt dieses Requiem zu komponieren.
So beschäftigte er sich mit dem Thema „Tod“ öfters in seinem Leben, aber dieser Gedanke an den Tod war es weniger. Vielmehr machte Johannes Brahms sein Leben zu schaffen. Seine Sehnsüchte nach Beziehungen, Freiheit und Anerkennung wie auch einen festen Ort als Heimat beschäftigten ihn. Die Uraufführung des Requiems fand in drei Etappen statt. Die ersten drei Sätze erklangen 1867 in Wien, im April 1868 folgte dann im Bremer Dom eine Aufführung des bis dahin sechssätzigen Werkes für Bariton, Chor und Orchester. Damit war Brahms aber noch nicht ganz zufrieden, da ihm das gesangliche Ponton fehlte. (Solo Bariton: dritter Satz) So fügte er noch später das innige Sophran-Solo „Ihr habt nun Traurigkeit“ als fünften Satz noch mit ein. Dadurch schuf er auch eine Balance zum Bariton-Solo. So griff er ja auf seine Hausbibel zurück und einzelne Psalmen daraus: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“ oder einen Verweis auf Matthäus 5 als Anfang des Requiems: „Selig sind, die Leid tragen“ inspirierten ihn. Im Alter von fast 36 Jahren fand dann im Februar 1869 die Uraufführung der Endfassung statt und dadurch gelang ihm der Durchbruch zum international anerkannten Komponisten.
Er wählte auch nur Texte aus, die Menschen trösten wollen. Somit wurde „Trost das Leitmotiv“ Dieses erklang nun auch in der fast voll besetzten St. Nicolai-Kirche in Lemgo. Mit dabei ein fast 90-köpfiger Chor bestehend aus der Singgemeinschaft St. Marien, der Kantorei St. Nicolai und der Chorgemeinschaft „Cantus Novus“. Weiterhin rund 50 Musiker der Nordwestdeutschen Philharmonie unter der Leitung von KMD Volker Jänig im ersten und Kantor Frank Schreiber im zweiten Teil. Das Werk machte auch ein Wechselspiel zwischen gedämpft und imposant aus, was besonders in dieser Kirche zur Geltung kam.
So erklang der Wechsel zwischen den traurig-gedämpften „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“ und den laut-imposanten Momenten „Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit“ sehr brillant. Es galt bis zum Schluss die Spannung zu halten bis zum letzten Takt, als der Chor untermalt von den Klängen der Harfe ein leises „selig“ hauchte. In den Solo-Parts beeindruckten stimmlich Bariton Jörn Dopfer und Sopranistin Katharina Leyhe. So erlebten die Zuhörer an diesem Abend eine Reise durch die Gefühlswelten eines Trauernden aus einem Geflecht klanglicher und gesanglicher Momente der Dunkelheit und des Lichts.
Hier findet man noch eine kleine Fotogalerie:
Ein deutsches Requiem, op.45 von Johannes Brahms (1833 bis 1897)
- Selig sind, die da Leid tragen
- Denn alles Fleisch, es ist wie Gras
- Herr, lehre doch mich (Solo: Bariton: Jörn Dopfer)
- Wie lieblich sind deine Wohnungen
- Ihr habt nun Traurigkeit (Solo: Sopranistin: Katharina Leyhe)
- Denn wir haben hier keine bleibende Statt
-
Selig sind die Toten
Bericht / Fotos: Andreas Leber