St. Marien wurde 1320 eingeweiht – auf Bega-Sand gebaut mit schiefen Säulen

Die Gemeinde St. Marien feiert nun bald ihr großes 700-jähriges Jubiläum. Im November 1320 wurde die Kirche St. Marien in Lemgo eingeweiht. Nun begeht die Gemeinde dieses besondere Jubiläum mit einem großen und vielfältigen Veranstaltungsprogramm was von Februar bis November mit vielen tollen Terminen gespickt ist.

 

700 Jahre St. Marien wird gross gefeiert mit vielen Veranstaltungen. Foto: A. Leber

 

Kirchengemeinde St. Marien feiert dieses Jahr das 700-jährige Jubiläum mit großem Programm

Der Bau begann bereits im Jahr 1260 mit der Gründung der Neustadt von Lemgo. Vorher gab es an der Stelle aber bereits eine Kapelle mit einem Marien-Bildnis, zu dem auch damals schon Pilger von weit her kamen. Zur Entstehung gibt es auch so Christiane Thiel eine Legende über einen Schäfer, der genau an diesem Ort auf einem Baumstamm dieses Marien-Bildnis fand. Da es zur damaliger Zeit noch groß gar keine Kirche vor den Toren von Lemgo, außer St. Johann, wo heute noch der Turm mit historischen Grabsteinen steht, gab er dorthin das Marienbildnis. Von dort verschwand es dann wohl mehrfach auf mystische weise und tauchte immer wieder auf dem Baumstamm beim Schäfer auf. So entstand dort die erste Marienkapelle.

 

1306 zogen dann Nonnen vom Orden der Dominikanerinnen aus Lahde bei Minden nach Lemgo um und bezogen das da schon geschaffene Klostergebäude hinter der Kirche. Durch ihre Hilfe wurde die Kirche dann fertig gestellt und 1320 der Gottesmutter Maria geweiht. Durch viele Jahrhunderte fanden Menschen hier ihre Heimat und Gottes Ohr für Dank, Bitten, Kummer und Freude. Den Auftakt zum Jubiläum machen nun die drei Lemgoer-Stadtführer: Christiane Thiel, Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn und Werner Kuloge ganz besondere Stadtführungen und gehen dabei auf die Geschichte der Kirche, der Orden, Juden in Lemgo, die Hanse mit ihren Kaufleuten und auch die Hexenverfolgung ein.

 

Werner Kuloge, Christiane Thiel, Lisel Kochsiek-Jakobfeuerborn und Pfarrer Matthias Altevogt. Foto: A. Leber

 

Treffpunkt für diese Führungen ist immer die Kirche St. Marien und der erste Stadtrundgang geht am 01. Februar mit Christiane Thiel um 14 Uhr los. Ihr Thema wird: „Maria und ihre Kirche“ sein. Mit ihre geht es zurück ins Mittelalter, um die oben schon beschriebene Legende aus dem 13. Jahrhundert, sie geht mit der Gruppe auf Spurensuche der Marienverehrung und welche Bedeutung dieses für die Menschen damals in Lemgo hatte. In der Kirche selber findet man Maria selbst nur an sehr wenigen Stellen wie u.a auf einem Gewölbeschlusstein in der Sakristei.

 

Eine der wenigen Marien-Abbildungen in der St. Marien-Kirche. Sie befindet sich als Schlussstein oben in der Decke der Sakristei. Foto: A. Leber

 

Die Führung wird ca. 1,5 Stunden dauern und ist wie auch alle weiteren Führungen kostenlos. Weiter geht es dann mit Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn am 15. Februar mit dem Thema: „Synagoge und Ecclesia“. Ihr Rundgang führt deie interessierte Gruppe auf die Spuren des jüdischen Lebens in St. Marien und der Neustadt. So findet man in der Kirche auch direkte Hinweise dazu wie die sogenannte „Judensau“ oder an einer Säule bei der Kanzel eine Judenabbildung mit Judenhut und Stock.

 

Die sogenannte „Judensau“ in der Kirche St. Marien. Foto: A. Leber

 

Nahe der Kanzel an einer Säule: Links sieht man die Darstellung eines Juden erkennbar am Hut mit Stock und rechts: Marie liegend und im Hintergurnd das Christuskind. Foto: A. Leber

 

So wird in einer Akte aus dem Jahr 1351 das erste Mal über jüdische Menschen in Lemgo berichtet. Wo lebten Sie, wie war das Zusammenleben der christlichen Mehrheit und der jüdischen Mehrheit. Gab es Konflikte oder sogar Freundschaften? So wird auch beleuchtet wo genau in Lemgo die jüdische Schule stand. Weiter geht es dann am 29. Februar mit Werner Kuloge. Er nimmt gerne Interessierte mit auf seinen Rundgang: „Kirchen, Klöster, Kaufmannsstolz“ und beleuchtet die verschiedenen Orden, welche Bedeutung die beiden Türme der Kirche St. Nicolai haben und warum sie schon lange das weihin sichtbare Wahrzeichen von Lemgo ist. Dominikanerinnen und weitere Bruderschaften und wie sah das geistliche Leben aus. Dieses auch im Hinblick auf die mittelalterlichen Kaufmannsstadt und wie Lemgo davon geprägt wurde. Dieses ist irgendwie ja auch untrennbar mit dem weltlichen Leben verbunden.

 

Schmuckvolles Rathaus auf dem Marktplatz. Viele historische Gebäude präsentieren die ganzvolle Hansezeit – Lemgo`s. Foto: A. Leber

 

Blick auf den historischen Marktplatz, der Dank der dortigen Gastronomie gut beuscht ist. Foto: A. Leber

 

Fürsorge für die Armen und Präsentation der gesellschaftlichen Stellung. So gab es in Lemgo auch damals ein Beguinenhaus was zwischen der Kirche St. Marien und dem hohen Wall stand. Der Straßenname erinnert heute noch daran. Auch heute gibt es dazu noch viele Spuren und die wird Werner Kuloge in seiner Führung entdecken und beleuchten.

 

Die drei Stadtführer: Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn,Pfarrer Matthias Altevogt, Werner Kuloge und Christiane Thiel freuen sich über das Jubiläum. Foto: A. Leber

 

Grab der Gemahlin des Edelherrn Otto zur Lippe, Ermgard von der Mark (sie links und er rechts). Figuren gehörten zu einer Grabplatte. Das Grab befindet sich irgendwo in der St. Marien-Kirche. Foto: A. Leber

 

Am 14. März geht Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn auf Spurensuche rund um „St. Marien und ihre Hexenbürgermeister“. Dabei geht es um die Hexenprozesse in Lemgo, aber auch um Bürgermeister Heinrich Kerkmann und sein Nachfolger Hermann Cothamann. Von wann bis wann lebten sie und was hat das heutige Gebäude, wo sich momentan noch die Volkshochschule befindet damit zu tun. Sie galten als die Experten rund um die Hexenprozesse in Lemgo. Beide gehörten der Kirchengemeinde St. Marien an und es wird auch die Fage beleuchtet, wie die lutherische Theologie mit diesem Thema um ging. Welche Frauen wurden als Hexen angeklagt, wo lebten sie und welche Spuren sind auch in der heutigen Zeit noch auffindbar?

Quelle: Hexenbürgermeisterhaus – Hermann Cothmann

 

Der letzte Rundgang am 28. März mit Werner Kuloge trägt den Titel: Die „Dritte Reformation“ beginnt im Stall. Dabei geht es auf die Spuren der neuen Evangelischen Gemeinde. 9 Jahre war Ferdinand Clemen Pastor an St. Marien, bis er 1847 überraschend starb.

 

Grab der Gemahlin des Edelherrn Otto zur Lippe, Ermgard von der Mark und rechts: Grabstein von Pastor Ferdinand Clemen. Sein Grab befindet sich irgendwo auf dem Freidhof Rintelner-Strasse. Foto: A. Leber

 

Aber er hat bleibendes hinterlassen: Bei der Gründung der Stiftung evangelischer Kindergärten in Lemgo war er beteiligt, bei einem Vorläufer des CVJM, und bei der Topehlen-Schule, aus der die Stiftung Eben-Ezer hervorgegangen ist. Bei der Weihung von St. Marien (1320) gab es in unserem Bereich nur eine christliche Konfession, die „katholikos“ oder „allgemein“ war. Durch die erste Reformation in Lippe 1530er Jahre änderte sich dieses mit der evangelisch-lutherischen Kirchenordnung. Mitte des 19. Jahrhunderts führte dann das geistliche Erbe des Marien-Pfarrers Ferdinand Clemen zur Gründung der ersten freien Gemeinde in Lippe. So entstand 1849 die erste Bretterkirche im Freien Hof und später wurde daraus ein Steinbau an anderer Stelle und es entwickelte sich daraus die Kirche St. Pauli.

 

Auch die Tumbenfragmente vom Grab der Gemahlin des Edelherrn Otto zur Lippe, Ermgard von der Mark. Sandstein. Die Tumba wurde im Jahr 1820 abgebrochen, die Figuren sind seither an der Ostwand des Südchors aufgestellt und spielen im Jubiläumsjahr eine Rolle.

 

Grab der Gemahlin des Edelherrn Otto zur Lippe, Ermgard von der Mark und rechts: Grabstein von Pastor Ferdinand Clemen. Sein Grab befindet sich irgendwo auf dem Freidhof Rintelner-Strasse. Foto: A. Leber

 

Aber auch musikalische Termine mit dem wunderbaren Klang der Schwalbennestorgel (1. März um 10 Uhr), der Rundfunk-Gottesdiesnt mit der Marienkantorei (15. März um 10 Uhr) oder die Vorstellung der Jubiläums-Chronik: „St. Marien zu Lemgo“ am 20. März um 19 Uhr im Gemeindehaus sind nur einige der vielen Veranstaltungen zum großen Jubiläum.

 

Schwalbennest-Orgel in St. Marien. Foto: A. Leber

 

Mittelalter-Fans kommen dann man 6. bis 7. Juni voll auf ihre Kosten. Das Heidenspektakel schlägt ihr Mittelalterlager zusammen mit der Musikgruppe „Vielgestalt“ im Stiftsgarten hinter der Mairenkirche auf.

Somit kann man sich jetzt schon auf viele tolle und spannende Momente freuen….

 

Das ganze Jubiläumsprogramm findet man hier:

https://www.marien-lemgo.de/fileadmin/Bilder/news/Jahresprogramm_700_Jahre.pdf

 

Der Flyer zu den besonderen Jubiläumsführungen findet man hier:

https://marien-lemgo.de/fileadmin/Bilder/news/Fuehrungen_Flyer.pdf

 

Bericht / Fotos: Andreas Leber (www.DerLemgoer.de)

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