Imker und Obstbauer Eckart Brandt aus dem Alten Land begeisterte Zuschauer und stimmte sie nachdenklich
Mehr als 100 Besucher aus ganz Lippe sind der Einladung von AWO KastanienHaus am Wall, dem Imkerverein des Kreis Lippe und des Ortsvereines Lemgo sowie der Lemgoer Gruppe im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland zu einem Vortrag von Imker und Obstbauer Eckart Brand aus dem Alten Land gefolgt. In seinem Vortrag mit dem Titel „Warum ich mein Herz an Bienen und alte Obstsorten verloren habe“ beschrieb er die Gesamtsituation des Apfelmarktes.
Das Bienenbuch vom Apfelmann, dem Hüter der vergessenen alten Apfelsorten war zu Gast in Lemgo
Da ist nicht der Kunde König, sondern statt einer wie ehemals üblich tollen Vielfalt an Apfelsorten mit allen Geschmacksrichtungen bestimmen Handel und Erzeuger mit massiver Werbung wo es lang gehen soll. Da sind Massenträger gesucht, Äpfel die möglichst rot sein sollen, wegen der leichteren Transportierbarkeit eine harte Schale haben, möglichst süß im Geschmack sind und sie sollen nach dem Anschnitt nicht so schnell braun anlaufen. Somit ist ein hoher Anteil an gesundheitsfördernden Polyphenolen nicht erwünscht und deshalb ist in einer Vielzahl der Supermarktsorten der im Anbau anfällige Golden Delicious eingekreuzt.
Der geringe Anteil an Polyphenolen trägt in der Folge dazu bei, dass die Zahl der Apfelallergiker ständig zunimmt. Im Unterschied zu den Supermarktsorten gedeihen viele der alten Apfelsorten problemlos ohne den Einsatz von Spritzmitteln. Angesichts der Folgen des Klimawandels ist es nach Eckart Brandt dringend geboten einen GEN-Pool mit den alten Sorten zu erhalten und auch die Verbraucher sollten beim Kauf mehr auf Qualität achten. Im Vortragsteil zu den Bienen verwies er auf die jahrtausendealte Tradition der Imkerei.
Leider sei heutzutage das Imkern immer schwieriger geworden. In manchen Regionen einer ausgeräumten Landschaft gibt es nach der Rapsblüte keine Nahrung mehr für die Bienen und Imker müssten schon im Sommer zufüttern bzw. geben ihre Imkerei auf. Auch die Wildbienen sind wie alle Insektenarten massiv im Bestand bedroht. Blühstreifen an Ackerrändern sind nach Auffassung von Eckart Brandt keine Lösung. Viele der Wildbienenarten sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert und diese Samen fehlen in den Blütenmischungen. Auch für Honigbienen ist dieses Nahrungsangebot eher ein Problem.
Auf der Ackerfläche ausgebrachte Spritzmittel driften auf die Blüten ab und die Honigbienen tragen diese Schadstoffe in den Bienenstock. Das Immunsystem der Bienen wird geschwächt, der Orientierungssinn wird gestört und immer wieder sterben ganze Völker ab. Eckart Brandt: „Wir können so nicht weiter machen, dass Insektensterben zeigt, dass das gesamte ÖKO-System zusammenbricht mit unbekannten Folgen einschließlich der Vogelwelt die keine Nahrung mehr findet.“ Er forderte mit Hinweis auf das erfolgreiche Volksbegehren in Bayern, dass in ganz Deutschland ein Umdenken zum Erhalt der Artenvielfalt notwendig sei.
Wie in Österreich schon längst umgesetzt muss es einen Anteil der BIO-Landwirtschaft von weit mehr als 25 % geben. Insgesamt sind die Bürger im Interesse einer Zukunft für Ihre Kinder gefordert selbst aktiv zu werden beim Einkauf der Produkte und bei der Gestaltung ihres Gartens. Eckart Brandt begeisterte mit seinem Vortrag die Zuhörer, machte sie aber auch sehr nachdenklich.
Bericht und Zuhörer-Foto: Willi Hennebrüder / BUND Lemgo
weitere Fotos: Andreas Leber (www.DerLemgoer.de)