Archäologen untersuchen die Reste vom ehemaligen Ostertor in Lemgo

Die Mittelstraße ist fast saniert und seit einiger Zeit gehen die Arbeiten in Richtung Ostertor-Kreisel weiter. Eine kurze Zeit standen nun in der vergangenen Woche die dortigen Bagger und Baumaschinen still bei den dortigen Kanalbauarbeiten. Die Archäologen wurden auf den Plan gerufen, da man dort die Grundmauern des dortigen historischen Ostertors wieder gefunden hatte. Der alte Kanal führe zu dicht an das ehemalige Stadttor heran.

 

Eines der vorhandenen schwarz-weiss Fotos vom Ostertor, was ja dann wohl im März 1863 abgerissen wurde. Foto-Quelle: Stadtarchiv Lemgo

 

Sanierung wurde kurzfristig durch das historische Bauwerk unterbrochen

Das ganze wäre auch für die Stadt und die dortigen Arbeiten eine Überraschung gewesen und man hätte in diesem letzten Bauabschnitt der großen Mittelstraßen-Sanierung damit gar nicht mehr gerechnet. Obwohl es in der Vergangenheit da auch schon Erdarbeiten gab, hatte wohl genauer keiner mehr an diesen Fund gedacht. Das Loch befindet sich mehr im Grünstreifenbereich der Echternstraße und Papenstraße. Der neue Kanal würde nun direkt durch ein auch gefundenes Gewölbe verlegt und müsste auch baulich etwas vergrößert werden. Daher war es sehr wichtig den aktuellen Fundzustand des Torturmes bzw. der dortigen Grundmauern und wohl auch ein kleines Stück Stadtmauer archäologisch zu sichern.

 

Blick in die Baugrube, wo man Teile der Turmmauer, Stadtmauer und Gewölbe sehen kann. Rechts bei dem gelben sieht man das neue Rohr mit dem kleineren grünen Schlauch. Foto: A. Leber

 

Bei dem Fund so die Archäologen vor Ort würde es sich wohl um die nördliche Außenwand des Torturmes handeln. Es gibt sogar von dem damaligen sehr repräsentativen Bauwerk sogar noch im Stadtarchiv Lemgo einige schwarz-weiss Fotos und einige Zeichnungen. Laut einer im Stadtarchiv-Lemgo gefundenen Zeichnung aus der Feder von Emil Zeiß, der in Lippe Pfarrer und Künstler war, wurde das prächtige Ostertor wohl im März 1863 stückweise abgebrochen. Die Steine konnten sich wohl so die Vermutungen die Bürger dann kostenlos holen, wurde eventl. zum Straßenbau eingesetzt und sogar so wird erzählt beim Bau einer großen Steinscheune am Ostertor verwendet.

 

Zeichnung aus der Feder von Emil Zeiß, der in Lippe Pfarrer und Künstler war und unter seinem Ostertor steht „in 3.1865 abgebrochen“. Quelle: Stadtarchiv Lemgo

 

Da aber wohl viele Gebäude von damals auch nicht mehr heute stehen, könnte man auch nicht genau sagen, wo der exakte Standort war. Die gefundene nördliche Grundmauer sei rund einen Meter dick. Dieses hätten nun die Grabungen ergeben. Im 14. Jahrhundert sei das wohl schönste von sieben Stadttoren erstmals erwähnt worden. Da die dortige Trasse für das neue Rohr aber wohl zu schmal sei, könnte mit einigen Schäden an dem historischen Fund gerechnet werden. Daher wurde auch dieses Bodendenkmal im Vorfeld vermessen, untersucht und dokumentiert. Der damalige hohe Turm des Ostertors zeigte von außen mittig oben ein Bildnis des heiligen Nikolaus. Dieser war Schutzpatron der Kaufleute und genau diese Lemgoer Kaufmannschaft hatte dieses Tor finanziert und zeigte somit auch ihre mächtige Position in der Alten Hansestadt Lemgo. Unterhalb floss damals auch durch das bei den Grabungen gefundene Gewölbe einst die „Johannisbega“, wie der dortige Stadtgraben in diesem Bereich hieß.

 

Blick in die Baugrube mit dem Archäologischen-Fund. Foto: A. Leber

 

Blick in die Baugrube mit dem Archäologischen-Fund. Foto: A. Leber

 

Das die Grundmauern überhaupt erhalten geblieben seien, wäre wohl einem Hotelbesitzer zu verdanken. Sein Betrieb lag direkt neben dem Tor. Dieses wäre ihm aber wohl auch irgendwie im Weg gewesen, denn der Turm sei wohl zu diesem Zeitpunkt nicht baufällig gewesen. Aber bis in die heutige Zeit hätte der Turm aber wohl auch nicht überdauert wie auch die anderen Stadttore auch. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde dann das ganze Ostertor nach neuem, aktuellen Geschmack umgestaltet und wenn es nach dem Willen der Planer gegangen wäre, hätten auch etliche Fachwerkhäuser in der Mittelstraße weichen sollen. Nun gehen aber dort die Arbeiten der Sanierung schon fleißig weiter mit einem wachsamen Auge der Archäologen, da man noch weitere Funde unter dem Straßenasphalt zum Kreisel hin vermutet.

 

Blick in die Baugrube am 02.04.19 am Ostertor. Foto: A. Leber

 

Vorne in der Mitte sieht man den Rest der offenen Baugrube, dahinter der große Bagger und dann folgt kurz danach der Ostertor-Kreisel mit der „Alten Post“. Foto: A. Leber

 

Daher kann man auch noch nicht genau sagen, wann dann die dortigen Arbeiten komplett abgeschlossen werden und für Fahrzeuge und besonders die Stadtbusse die Echternstraße wieder befahrbar wird.

Bericht / Fotos: Andreas Leber
Historisches Ostertor-Foto sowie Zeichnung Emil Zeiß: Quelle Stadtarchiv-Lemgo

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