Raubtiere in Zoos werden immer älter – so auch im Zoo Osnabrück

Eine aktuelle Studie zeigt die positive Entwicklung der Raubtierhaltung in zoologischen Gärten. In den letzten 70 Jahren hat sich die Lebenserwartung und die erfolgreiche Jungtieraufzucht deutlich erhöht. Durch die medizinische Begleitung leben Raubtiere in Zoos länger als in der Wildnis.

 

Die Lebenserwartung und der Erfolg bei der Aufzucht von Jungtieren hat sich bei Raubtieren in Zoos in den letzten 70 Jahren über alle untersuchten Familien hinweg deutlich erhöht. Das zeigt eine Studie die nun in dem Fachmagazin „Zoo Biology“ veröffentlicht wurde. So hat sich der Anteil der Tiere, die ein bestimmtes, artspezifisches Alter erreicht haben, bei der Mehrzahl der Arten fast verdoppelt. Grundlage für die nun veröffentlichte Auswertung, sind durch die weltweite Zoogemeinschaft gesammelte und durch die internationale Organisation „Species360“ verwaltete Daten der 95 am häufigsten in Zoos gehaltenen Raubtierarten. „Die Ergebnisse unserer Analysen zu den Lebensdaten von weltweit mehr als 160.000 in den letzten sieben Jahrzehnten gehaltenen Raubtieren belegen die Verbesserung des Haltungserfolges in den Zoos“, erläutert Dr. Marco Roller, Zootierarzt im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe und einer der Autoren der Studie. „Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Haltung und Pflege unserer Tiere ist selbsterklärtes Ziel der internationalen Zoogemeinschaft“, betont Dr. Dennis Müller, Zoodirektor im Zoologischen Garten Halle und ebenfalls Mitautor. „Unsere Auswertung belegt ganz deutlich, dass wir mit unseren Anstrengungen bei der Erreichung dieses Ziels auf dem richtigen Weg sind.“

 

In Osnabrück sind die Löwen besonders alt

In die Auswertung flossen auch Daten aus dem Zoo Osnabrück ein. Denn wie viele deutsche Zoos, schicken auch die Osnabrücker Verantwortlichen ihre Daten regelmäßig an die „Species360“. „Das Ergebnis der Studie ist natürlich eine erfreuliche Bestätigung dafür, dass die Entwicklung von Zoos mit naturnah gestalteten Gehegen und moderner Haltung, die sich an den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert, in die richtige Richtung geht“, sagt Andreas Wulftange, zoologische Leitung im Zoo Osnabrück. „Es zeigt aber auch wie wertvoll die Arbeit der Zootierärzte und Tierpfleger ist, die sich jeden Tag mit vollem Einsatz um das Wohl unserer Tiere kümmern.“

 

Löwe Nakuru wird noch im Juli 20 Jahre alt. Damit ist er bereits deutlich älter als seine Artgenossen in der Natur, die im Durchschnitt nur zwischen elf und 13 Jahre alt werden. Eine Studie hat nun gezeigt, dass Nakuru kein Einzelfall ist, sondern dass Raubtiere in vielen Zoos immer älter werden. Ein Ergebnis moderner Haltungsbedingungen und sorgfältiger Pflege. Foto: Zoo Osnabrück (Lisa Simon)

 

Auch im Zoo Osnabrück lässt sich die gute Haltung am Alter der Tiere beobachten. So wird Löwin Shaba im September 21 Jahre alt und Löwe Nakuru feiert in einigen Tagen seinen 20. Geburtstag. Das Höchstalter für männliche Löwen liegt in der Natur im Durchschnitt zwischen elf und 13 Jahren, bei Weibchen zwischen 17 und 18 Jahren. „Gerade bei den Löwen ist diese sehr positive Entwicklung besonders gut zu beobachten,“ erklärt Wulftange. „Zu Beginn des Beobachtungszeitraumes der Studie überlebte gerade einmal ein Drittel der Löwenjungtiere das erste Lebensjahr, heute sind es mehr als 60%. Der Anteil der Löwen, die älter als 14 Jahre alt werden, hat sich ebenfalls mehr als verdoppelt. Auch in den Daten zu unserer langjährigen Löwenhaltung lässt sich dieser zunehmende Haltungserfolg gut nachvollziehen.“

 

Löwe Nakuru zusammen mit Löwin Shaba. Foto: A. Leber

 

Doch natürlich sind es in Zoos nicht nur Raubtiere, die älter werden. „Die aktuelle Studie der Kolleginnen und Kollegen hat sich zwar auf Raubtiere konzentriert, aber natürlich können wir diese Tendenzen auch bei anderen Tieren beobachten“, sagt Wulftange. „Bei unseren Klammeraffen haben wir zum Beispiel einen 44 Jahre alten und einen 45 Jahre alten Affen. Normalerweise wird ihr Höchstalter in Zoos auf 36 Jahre geschätzt.“ Veränderte Haltungsbedingungen und tierärztliche sowie tierpflegerische Fürsorge zahlen sich also aus. Im Zoo Osnabrück ist man optimistisch, dass sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen wird. Die in der wissenschaftlichen Zeitung „Zoo Biology“ erschienene Studie ist unter:

https://onlinelibrary.wiley.com/journal/10982361 für Interessierte frei zugänglich.

 

Über den Zoo Osnabrück

Der Zoo Osnabrück wurde 1935 als Arbeitsgemeinschaft Heimattiergarten von Osnabrücker Bürgern gegründet und bereits 1936 als Heimattiergarten eröffnet. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Heimattiergarten größtenteils zerstört, doch anschließend verfolgten die Osnabrücker weiterhin ihr Ziel, für die Stadt einen Zoo zu schaffen. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich der Heimattiergarten zum Tiergarten und schließlich zum zoologischen Garten. Heute beherbergt der Zoo auf 23,5 Hektar 2.213 Tiere aus 291 Arten (Stand 31.12.2020). Neueste Erlebniswelten sind der Unterirdische Zoo (2009), die afrikanische Erlebniswelt „Takamanda“ (2010), die nordische Tierwelt „Kajanaland“ (2011) und der Affentempel „Angkor Wat“ (2012). Es folgten der Tigertempelgarten (2014) und der „Orang-Utan Dschungeltempel“ (2017) in diesem Bereich. Im Oktober 2018 neu hinzugekommen ist die nordamerikanische Tierwelt „Manitoba“ mit u.a. Hudson-Bay-Wölfen, Schwarzbären, Waldbisons, Stinktieren und Kanadischen Bibern. 2019 und 2020 wurden mit „Mapungbuwe“ die Nashornanlage und die Löwenanlage vergrößert und mit einem Höhenpfad für Besucher versehen. 2020 besuchten den Zoo Osnabrück 950.000 Besucher.

PR-Text: Zoo Osnabrück – Fotos: Zoo Osnabrück (Lisa Simon) & Andreas Leber (www.DerLemgoer.de)

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