Das Museum Hexenbürgermeisterhaus zeigt ab Sonntag eine spannende neue Sonderausstellung
Von Lemgo aus in die Kolonien – was die Gebrüder Neubourg im 19. Jahrhundert mitbrachten
Zur Zeit wird im Sonderaustellungsbereich noch fleißig gearbeitet, damit bis zum kommenden Sonntag um 15 Uhr alles fertig ist. Denn dann beginnt die neue spannende Sonderausstellung unter dem Titel „Sibalik Alogo – aus Lemgo in die Kolonien“. Darin wird an Hand der Neubourg-Sammlung nicht nur sehr informativ über ihre Zeit in Indonesien an besonderen Ausstellungsstücken und sehr informativen Tafeln informiert, sondern auch die sogenannten Souvenirs und Mitbringsel gezeigt, welche nun schon einige Jahre im Museumsarchiv des Hexenbürgermeisterhauses schlummerten.
Präsentiert dort neu kuratiert und im direkten Kontext des Kolonialismus. Im 19. Jahrhundert wanderten die beiden Pastorensöhne Johannes und Ernst Neubourg nach Indonesien aus. Ihre Karrieren machten sie als Verwalter niederländischer Tabakplantagen und machten so im Fahrtwasser der europäischen Kolonialisierung auf der Insel Sumatra ein Vermögen.
Dort vor Ort kam dann das Interesse an der dortigen Kunst, des für sie „exotischen Volkes“ der indigenen Batak. Durch ihre Kontakte kamen sie so an viele Gegenstände der dortigen heimischen Kultur. Ob sie diese aber erwarben, getauscht, geschenkt oder sogar gestohlen wurden ist leider heute nicht mehr bekannt.
Aufbewahrt wurden die insgesamt 53 Batak-Objekte der „Neubourg Sammlung“ zuerst bei der Schwester Marie Neubourg im Stift St. Marien. Sie und ihre Großnichte Dr. Uta Treu-Neubourg entschlossen sich dann zu unterschiedlichen Zeitpunkten nach dem zweiten Weltkrieg die Stücke an das Hexenbürgermeisterhaus zu übergeben.
Die Stücke wurden in 1980ziger-Jahren wissenschaftlich bestimmt und inventarisiert. Einige der Stücke waren auch bereits schon ab 2007 in der dortigen Dauerausstellung zu sehen. Aber viele Weitere werden nun ab Sonntag das erste Mal im Rampenlicht gezeigt. Daran federführend beteiligt war Museums-Volontär Simon Bucher, welcher im Vorfeld versuchte die Herkunft der ausgestellten Stück zu recherchieren. Weiterhin beschäftigte er sich auch mit der Batak-Kultur aus Sumatra. Anna-Maria Nacke und natürlich Museumsleiter Fabian Schröder trugen mit dazu dabei, dass nun wieder einmal eine besondere und sehr sehenswerte Sonderausstellung dort zu sehen sein wird.
Auch die Deutsch-Indonesische Gesellschaft wirkt wie viele weitere Leihgeber und Unterstützer an dieser besonderen Ausstellung mit. Start ist nun schon am kommenden Sonntag und da erst im Garten um 15 Uhr. Dort zeigen dann Schüler der Karla-Raveh-Gesamtschule Szenen aus einem extra dafür konzipierten Theaterstück. In der Ausstellung wird es auch ein Quiz geben, was die Schüler zusätzlich erarbeitet haben. Die Filmemacherin Anna-Maria Nacke hat die Schüler mit der Kamera begleitet und daraus einen kleinen Film erstellt, welcher im ersten Ausstellungsraum dann zu sehen sein wird.
Die Ausstellung läuft bis 10. November zu den bekannten Öffnungszeiten bei freiem Eintritt und gerne können sich die Besucher auch aktiv mit einbringen, in dem sie ihre Meinung abgeben, ob die Stücke zurückgegeben werden sollen.
„Sibalik Alogo“ war ein Ausspruch eines Heilers aus Sumatra im vergangenen Jahrhundert und bedeutet „Verdrehter Wind“. Denn die Stücke seien durch die Jahrzehnte in fremdem Besitz entweiht worden und damit für die dortige Kultur wertlos.
Bericht / Foto(s): Andreas Leber