Das Familien-Musical „Pauline“ feiert im Hof des Landestheaters nun am 19. Juni Premiere

Zum großen indirekten Jubiläum zum 200. Todestag von Pauline Fürstin zur Lippe waren sehr viele Veranstaltungen von verschiedenen Institutionen wie vorne an der Landeverband-Lippe, aber auch das Haus zur Lippe und natürlich auch der Landestheater Detmold geplant. Leider machte bei vielen Terminen Corona einen Strich durch die Rechnung.

 

Fürstin Pauline präsentierte gerne vor Corona auf dem Schlosshof von Schloss Brake den aktuellen Programmflyer mit vielen tollen Events. Foto: A. Leber

 

So konnte auch das seit 2018 in Arbeit und Planung befindliche Familien-Musical „Pauline“ des Landestheaters Detmold nicht wie geplant starten. Leider auch nicht wie besonders gewünscht im Schlosshof von Schloss Detmold. Auch die tolle geplante Kulisse wäre Corona zum Opfer gefallen und könnte im Hof des Landestheaters nicht präsentiert werden.

 

Schloss Detmold, wo im Innenhof das Musical spielen sollte. Leider hat es ja durch Corona so nicht geklappt. Foto: A. Leber

 

Nun fand in den vergangenen Monaten und Wochen eine Umplanung statt, die seines gleichen sucht. So schnell alles Corona-Conform umzugestalten war schon wie das achtköpfige Kreativ-Team heute beim Pressegespräch erläuterte eine Mammutaufgabe. Es musste über jeden Schritt für die Spielgenehmigung ein Konzept erstellt werden. Dieses umfasst im Ganzen 18 Seiten und es wurde schnell festgestellt, dass ja alle Schauspieler und Sänger immer irgendwie in Bewegung sein müssen, da ja der Mindestabstand eingehalten werden müsste. Auch gab es am Anfang Probleme mit Requisiten, welche ja nicht gleichzeitig von zwei Personen benutzt werden dürften. So gäbe eine Szene wo eine Urkunde unterschreiben würde, einer der Darsteller halte die Urkunde hoch und der Andere ruft aus Abstand unterschrieben. Dieses wäre zwar in der momentanen Zeit nicht anders möglich, aber wohl für die Zuschauer und alle Beteiligten sehr gewöhnungsbedürftig. Seit 2018 entstand nun dieses Musical-Stück, welches auf vielen historischen Fakten aus den Reisetagebüchern der Fürstin Pauline, welche aber in französischer Sprache verfasst seinen, dass Kernstück sei.

 

Blick in den Innenhof des Landestheater Detmold, wo nun ab 19. Juni die Aufführungen des Musicals „Pauline“ stattfinden. Foto: A. Leber

 

Da sie sich aber immer schon gegen Armut und besonders Kinder eingesetzt hätte, spielen sie natürlich auch eine wichtige und entscheidende Rolle. Da war es natürlich super, dass man die Detmolder Schloss-Spatzen, welche ja schon seit 1972 immer wieder mit dem Landestheater zusammenarbeiten für das Musical „Pauline“ begeistern konnte. Ein weiterer wichtiger Punkt sei aber die Musik, welche so waren sich alle Beteiligten einig „Ohrwurm-Charakter“ hätte. Die Musik, es sind rund 20 Stücke stammen aus der Feder von Andreas Jören und Johannes Jordan zeichnete für den Text. Es wäre auch sehr schwierig gewesen, die Szenen aus den Reisetagebüchern in Dialoge für die Bühne zu verfassen und umzusetzen. Einige besondere Begebenheiten der doch schwierigen Reise per Kutsche nach Paris kommen auch in dem Musical vor. So kippte in einem Hohlweg die Kutsche um oder sie machte kurz vor der Begegnung mit Napoleon  Bekanntschaft mit Bettwanzen. Begleitet wurde sie auf der Reise auch von ihrer Zofe, Fräulein Biedersee, welche in dem Musical als reale Person und sogar als Geist zu sehen ist. Sie bildet somit eine Art Bindeglied zwischen den Szenen und fungiert auch als Erzählerin. Daher war es durch die Kostümbildnerin nötig dieses dem Publikum auch darzustellen, ob es nun die reale Zofe oder ihr Geist ist. Dieses wird durch ein einfach wandelbares Kostüm umgesetzt, worauf man auch schon gespannt sein kann.

 

Die junge Fürstin Pauline muss sich entscheiden, ob sie einen Mann heiraten will, den sie gar nicht mag. Annina Olivia Battaglia aus dem Opernstudio spielt die junge Pauline. – © Landestheater Detmold / Marc Lontzek

 

Trotzdem sei es am Ende gelungen und ein tolles Werk über eine starke Frau aber auch »eine gescheidte, thätige aber sehr eigenwillige Fürstin, die ihre gebieterische zweideutige Liberalität alten Rechten ebenso tyrannisch entgegensetzt, wie es wohl nirgendwo im Rheinischen Bund je der Fall gewesen«, sinnierte Paulines Zeitgenosse Joseph von Görres einst über die »Fürstin der Armen«. Pauline erkennt aber schon früh ihr diplomatisches Geschick und sehr widerwillig vertritt sie erst ihren Vater Friedrich Fürst von Anhalt-Bernburg und später dann ihren Mann Leopold I.

 

Das kreative Kernteam (v.l.n.r.): Johannes Jordan (Autor), Guta G. N. Rau (Regisseurin), Andreas Jören (Komponist) und Mathias Mönius (Musikalische Leitung) Foto: A. Leber

 

und wurde somit schließlich die Herrscherin des Kleinstaates Lippe, für dessen Souveränität sie mutig, klug und weitsichtig sogar vor Napoleon persönlich vorspricht. Sie war aber auch volksnah, hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und gründete den ersten Kindergarten. Sie setzte sich auch in vielen Bereichen für benachteiligte Menschen und so wird ihre auch berührende und bewegende Lebensgeschichte von einer Tochter (geb. 1769) zur Ehefrau, Regentin, Diplomatin präsentiert. Als ihr Mann damals verstarb (1802) war Pauline 33 Jahre alt, also noch sehr jung. Aber eine neue Heirat gab es nicht. 18 Jahre führte sie die Geschicke Lippes und auch ihre große geheime Liebe, Begleitung und Sekretär Johann Wippermann aus Lemgo womit sie im Schloss Schieder ihren Lebensabend verbringen wollte, spiele zum Ende hin auch noch eine Rolle.

 

Quelle: Von Tsungam – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21572024

 

Leider kam es ja nicht mehr dazu, da sie am 29. Dezember 1820 an einer schmerzhaften Lungenvereiterung in Detmold verstarb..

 

Blick in das Mausoleum, wo auch die Gebeine von Fürstin Pauline ruhen. Foto: A. Leber (Archiv)

 

Unterstützt wird das Ganze auch von der Sparkasse Paderborn-Detmold, welche sich ja seit vielen Jahren für die Kultur einsetzen.

„DerLemgoer“ wird am 20. Juni die Vorstellung besuchen und dann noch einmal extra darüber mit ggf. auch einigen Fotos (falls möglich) berichten.

 

Besetzung & Kreativ-Team:

  • Musikalische Leitung Mathias Mönius
  • Inszenierung Guta G. N. Rau
  • Bühne Nora Johanna Gromer
  • Kostüme Maren Steinebel
  • Maske Kerstin Steinke
  • Dramaturgie Elisabeth Wirtz Anna Neudert
  •  
  • Pauline Silke Dubilier
  • Fräulein Biedersee Brigitte Bauma
  • Josephine/ junge Pauline Annina Olivia Battaglia
  • Napoleon/ Heinrich Adrian Thomser
  • Fürst Leopold I. Nando Zickgraf
  • Friedrich Fürst von Anhalt-Bernburg Joachim Ruczynski
  • Kanzler Hoffmann Patrick Hellenbrand
  •  
  • Extra-Chor
  • Detmolder Schloss-Spatzen

 

Die geplanten Termine sieht man hier auf den Banner, welcher an der Fassade des Landestheaters hängt. Tickets sollten vorbestellt und können dann an der Theater-Kasse vor der Aufführung abgeholt werden.

 

Banner zum Hoftheater „Pauline“ mit den Aufführungsterminen. Foto: A. Leber

 

Pauline: Lebensdaten „… hab gelebt und gekämpft für mein Land“

23.02.1769 Geburt Prinzessin Paulina Christine Wilhelmines von Anhalt-Bernburg in Ballenstedt

Mai 1788 Erbgraf Leopold zur Lippe besucht Pauline auf Schloss Ballenstedt, er wirbt um sie

1789 wird Leopold I. nach dem Tod seines Vaters Simon August (1727-1782) Regent

1790 werden Leopold aufgrund einer sich rapide verschlimmernden Geisteskrankheit, die zu gemeingefährlichen Aktionen geführt hatte, die Regierungsgeschäfte wieder entzogen und er wird unter Vormundschaft gestellt. Pauline leidet derweil unter dem väterlichen Druck, endlich zu heiraten.

1794 hat sich Leopolds Zustand für alle sichtbar gebessert, er wirbt erneut um Pauline

02.01.1796 Heirat Paulines und Leopolds in Ballenstedt

1796 / 1797 Geburt der Söhne Leopold und Friedrich

1802 Tod Leopolds I.

Pauline übernimmt die Regentschaft des Fürstentums Lippe bis zu ihrem Tod in Vertretung für ihren unmündigen Sohn, den späteren Fürsten Leopold II. Sie regiert diplomatisch weitsichtig und sozial engagiert. Zu den von Pauline gegründeten Einrichtungen gehörten die Erwerbsschule (1799), die Kinderbewahranstalt (1802), das Krankenhaus (1801/02) und das Freiwillige Arbeitshaus (1802). Schon vorher bestanden das um 1720 gegründete Waisenhaus und das 1781 gegründete Lehrerseminar. Diese sechs selbstständigen Einrichtungen wurden unter der Bezeichnung Pflegeanstalt zusammengefasst. Sie bildete die Keimzelle der heutigen Fürstin-Pauline-Stiftung in Detmold.

1806 Bildung des sogenannten Rheinbundes, ein Bündnis aller süd- und südwestdeutschen mit Napoleon verbündeten Staaten.

Anfang 1807 reist Pauline nach Mainz, um bei Josephine, der Gemahlin Napoleons, auf Zusatzregelungen für den Aufnahmevertrag hinzuarbeiten.

1807 Reise nach Paris, um mit Napoleon persönlich über Lippes Souveränität zu verhandeln. Im April 1807 bestätigt Napoleon am 18. April 1807 Lippes Zugehörigkeit zum Rheinbund.

1808 unterschreibt Pauline Fürstin zur Lippe die Verordnung zur Aufhebung der Leibeigenschaft

1814/15 Wiener Kongress – Viele Kleinstaaten verschwinden von der Landkarte, Lippes Souveränität wird jedoch bestätigt.

3. Juli 1820 Rücktritt Paulines und Übergabe der Regentschaft an ihren Sohn Leopold II. Eines seiner ersten Vorhaben ist in Absprache mit der Mutter der Bau des Hochfürstlichen Lippischen Hoftheaters.

29. Dezember 1820 Pauline stirbt in Detmold an einer schmerzhaften Lungenvereiterung.

(Quelle der Lebensdaten: Landestheater Detmold)

 

Bericht / Fotos: Andreas Leber (www.DerLemgoer.de)

 

Hier folgt noch seitens des Landestheaters Detmold eine kleine Fotogalerie, sobald die PR-Fotos dort online sind:

— Leider liegen seitens des Landestheaters Detmold noch keine weiteren PR-Fotos wie das o.a. Foto der jungen Pauline vor !!! —

 

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